Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 888

Band 2 - Teil V - Meteorologie

Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1weiß sie den mit der Luft vereinigten unsichtbaren Wasserdampf
2von derselben abzusondern, und in jenen sichtbaren Dunst oder
3in jene Bläschenform zu verwandeln, die wir den Nebel und die
4Wolken nennen.
5Die vorzüglichsten bis jetzt bekannten Umstände, durch welche
6diese Ne|bel und Wolken entstehen sind folgende:219
71. Ein durch die Winde herbeygeführter kälterer oder wärme-
8rer Luftstrom. Es ist aus der Physik bekannt, daß sich die
9Wärme mittheile d.h. wenn zwey Körper von ungleichen Gra-
10den der Wärme miteinander in Berührung kommen, so giebt
11der wärmere so viel von seinem Vorrath dem kälteren ab,
12bis dieser auch davon soviel, als jener hat. Ganz nahmentlich
13gilt dieß von ein Paar flüßigen homogenen Materien, wie z.B.
14auch die atmosphärische Luft ist. Werden diese mit einan-
15der vermischt, so breitet sich die Wärme beyder zusammen
16genommen gleichförmig durch das Gemische aus, nach der
17bekannten Richmannschen Regel. – Ist also jener Luftstrom
18kälter, als die zunächst unter ihm befindliche Luft, so wird
19diese dadurch abgekühlt, und es entstehen darin die | bläschen-220
20förmigen Dünste. Ist er aber wärmer, so wird er abgekühlt,
21und diese Dünste entstehen dann in ihm selbst. In beyden
22Fällen, mehr oder weniger, je nachdem sich in der abgekühlten
23Luft mehr oder weniger Dämpfe befanden.
242. Die erhöhte Capacität der Luft und der Oberfläche der Erde
25für die Aufnahme der Wärme. Es muß ebenfalls aus der Phy-
26sik, als bekannt vorausgesetzt werden, daß Körper von ver-
27schiedener Art, bey übrigens gleichen Massen und Temperatu-
28ren sehr ungleiche Mengen von Wärme enthalten oder sehr
29verschiedene Capacitäten für dieselbe haben; und daß diese
30Capacitäten wieder verschiedentlich verändert, vermehrt oder
31vermindert werden können. – Wird nun also diese Capacität
32eines Luftstroms über uns durch irgend einen Umstand, deren
33es so viele geben kann, erhöht: so entzieht er den über und
34unter ihm befindlichen | Dämpfen einen Theil ihres Wärme-221
35stoffes, mit dem sie ohne dieß sehr schwach verbunden sind –
36und sie erscheinen dann in sichtbarer Dunstgestalt. – Eben so
37ists mit der erhöhten Capacität der Erdoberfläche. Sie entzieht
38dann sowohl der übrig befindlichen Luft, als den Dämpfen in
39derselben, einen Theil der Wärme – und die Erkältung und
40mit ihr die sichtbaren Dünste sind dann wieder da. – Umge-

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244438 Sachregister ~ Wärme ~ Mitteilung ~ Richmanns Regel. 4790 2 888 17 Richmannschen Regel siehe Gesamtregister.
0 244438 Sachregister ~ Wind ~ läßt Wolken entstehen. 28287 2 888 7-8 Ein durch die Winde herbeygeführter kälterer oder wärme- rer Luftstrom . siehe Gesamtregister.
0 244438 Sachregister ~ Wolke ~ Entstehung. 4940 2 888 1-40 1 1 weiß sie den mit der Luft vereinigten unsichtbaren Wasserdampf von derselben abzusondern, und in jenen sichtbaren Dunst oder in jene Bläschenform zu verwandeln, die wir den Nebel und die Wolken nennen. Die vorzüglichsten bis jetzt bekannten Umstände, durch welche diese Ne|bel und Wolken entstehen sind folgende: 219 1. Ein durch die Winde herbeygeführter kälterer oder wärme- rer Luftstrom. Es ist aus der Physik bekannt, daß sich die Wärme mittheile d.h. wenn zwey Körper von ungleichen Gra- den der Wärme miteinander in Berührung kommen, so giebt der wärmere so viel von seinem Vorrath dem kälteren ab, bis dieser auch davon soviel, als jener hat. Ganz nahmentlich gilt dieß von ein Paar flüßigen homogenen Materien, wie z.B. auch die atmosphärische Luft ist. Werden diese mit einan- der vermischt, so breitet sich die Wärme beyder zusammen genommen gleichförmig durch das Gemische aus, nach der bekannten Richmannschen Regel. – Ist also jener Luftstrom kälter, als die zunächst unter ihm befindliche Luft, so wird diese dadurch abgekühlt, und es entstehen darin die | bläschen- 220 förmigen Dünste. Ist er aber wärmer, so wird er abgekühlt, und diese Dünste entstehen dann in ihm selbst. In beyden Fällen, mehr oder weniger, je nachdem sich in der abgekühlten Luft mehr oder weniger Dämpfe befanden. 2. Die erhöhte Capacität der Luft und der Oberfläche der Erde für die Aufnahme der Wärme. Es muß ebenfalls aus der Phy- sik, als bekannt vorausgesetzt werden, daß Körper von ver- schiedener Art, bey übrigens gleichen Massen und Temperatu- ren sehr ungleiche Mengen von Wärme enthalten oder sehr verschiedene Capacitäten für dieselbe haben; und daß diese Capacitäten wieder verschiedentlich verändert, vermehrt oder vermindert werden können. – Wird nun also diese Capacität eines Luftstroms über uns durch irgend einen Umstand, deren es so viele geben kann, erhöht: so entzieht er den über und unter ihm befindlichen | Dämpfen einen Theil ihres Wärme- 221 stoffes, mit dem sie ohne dieß sehr schwach verbunden sind – und sie erscheinen dann in sichtbarer Dunstgestalt. – Eben so ists mit der erhöhten Capacität der Erdoberfläche. Sie entzieht dann sowohl der übrig befindlichen Luft, als den Dämpfen in derselben, einen Theil der Wärme – und die Erkältung und mit ihr die sichtbaren Dünste sind dann wieder da. – Umge- siehe Gesamtregister.
0 244438 Sachregister ~ Wärmekapazität ~ Änderung läßt Wolken entstehen oder sich auflösen. 28288 2 888 24-25 Die erhöhte Capacität der Luft und der Oberfläche der Erde für die Aufnahme der Wärme . siehe Gesamtregister.
0 244438 Personenregister ~ Richmann, Georg Wilhelm ~ Temperaturausgleich. 13063 2 888 17 kapitalis Richmann siehe Gesamtregister.
1473786245542

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