Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1Gestalt, als eine besondere für sich bestehende elastische Flüßig-
2keit in der Luft enthalten. Ein Theil derselben erscheint dann aber
3wieder aus den angeführten Ursachen in sichtbarer und verän-
4derter Gestalt, in jener Bläschenform, von der die Rede war. Sie
5sind immer noch unzersetzter Wasserdampf, nur in einer andern,
6als vollkommen durchsichtigen Form, und minder elastisch, als
7im erhitzten Zustande, aber immer noch mit so viel Wärmestoff
8verbunden, daß sie dadurch die große specifische Leichtigkeit
9erhalten, sich in der Luft zu erheben. Aller Nebel und alle Wolken
10sind solche sichtbare Dünste. – Ein Theil von diesen endlich wird
11auf die erwähnte Art | wirklich in kleine solide Tröpfchen zersetzt.225
12Und diese sind denn entweder der Gegenstand des Hygrome-
13ters, oder dasjenige, was man mit dem Nahmen, Thau, Regen,
14Hagel, und Schnee, als die vorzüglichsten wässerichten Lufter-
15scheinungen bezeichnet – und zu deren nähern Betrachtung wir
16nun übergehen.
17a. Vom Thau.
18Das Phänomen des Thaus ist seit den ältesten Zeiten bekannt.
19Aber lange blieb man in Unwissenheit über seine wahre Entste-
20hung, und noch jetzt giebt es dabey manche Schwierigkeiten, die
21noch keineswegs ganz erklärt sind. Auch hat man erst in der
22neuern Zeit die auffallenden Sonderbarkeiten kennen gelernt, die
23bey diesem Phänomene statt finden.
24Der Thau besteht bekanntlich in jener Feuchtigkeit, die man in226
25Form kleiner Tröpfchen an den Blättern der Pflanzen und vielen
26andern Körpern bemerkt. Die vorzüglichsten Umstände, unter
27welchen er sich ereignet, sind folgende:
281. Er erfolgt immer nur Abends nach Sonnenuntergang, wäh-
29ret die Nacht hindurch fort, und ist Morgens vor Aufgang
30der Sonne am stärksten. Aber nicht in jeder Nacht ist es so.
31Gewöhnlich nur in Sommer Monaten, nach heissen Tagen,
32und bey stillem, heitern Himmel haben wir in unseren Gegen-
33den Thau.
342. Es war lange Zeit allgemeiner Glaube, daß aller Thau vom
35Himmel falle, und ist es bey der großen Menge noch immer.
36Die Alten waren sogar der Meynung, er komme von den
37Sternen her, und man nannte ihn deßhalb in der Alchemie,
38den Sternenschweiß. Es giebt auch wirklich einen | Thau,227