II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1sind, in Berührung kommen, platzen sie und machen die Körper
2naß. – Hieraus erklärt sich nun recht leicht:
31. Die erwähnte Zeit, zu welcher wir in unsern Gegenden Thau
4haben. – Daß er des Morgens vor Sonnenaufgang am stärk-
5sten ist, hat seine Ursache in der bekannten Erfahrung, daß
6da die Luft merklich kälter wird, als sie in der Nacht selbst
7gewesen war. – Wie günstig aber der stille heitere Himmel
8für die Thaubildung sey, erhellet daraus, weil ja jeder Wind
9und jede Trübheit der Verwandlung der Dämpfe in eine Bläs-
10chengestalt hinderlich wird. Jener, weil er die Verdünstung
11so au|ßerordentlich befördert, und also die Zersetzung der233
12Dämpfe nicht zuläßt; diese hingegen, weil sie durch die Wol-
13ken verursacht wird, diese aber, entweder die kühle obere Luft
14abhalten, oder keine so guten Ableiter für die Wärme sind,
15und also ebenfalls die Zersetzung der Dämpfe verhindern. Der
16gemeine Mann erwartet Regen, wenn es des Morgens nicht
17thaut.
182. Das Phänomen des sogenannten aufsteigenden Thaus. Er
19kommt aus den Gegenständen selbst hervor, an welchen man
20ihn bemerkt. Es entwickeln sich aus den Pflanzen, auch noch
21nach Sonnenuntergang Dämpfe, und diesen ergeht es wie
22jenen andern, sobald sie mit der kältern Luft in Berührung
23kommen, d.h. sie verdichten sich in Wassertröpfchen. Eini-
24ger Thau, den man an den Pflanzen bemerkt, kann auch ein
25wahrer Pflanzenschweis genannt werden, der bey der Kühle
26der Nacht nicht mehr | so leicht, als bey der Hitze des Tages234
27verdampfen kann. Man sieht es oft den kleinen Tröpfchen an
28den Pflanzen gleichsam an, daß sie an der Quelle sitzen, aus
29welcher sie hervorgekommen sind.
303. Die Erscheinung, daß nicht alle Dinge, unter übrigens gleichen
31Umständen, gleich stark bethaut werden. Einige Körper ziehen
32nähmlich die wässerichte Feuchtigkeit stärker an, als andere;
33einige Körper sind bessere Leiter für die Wärme, als andere.
34Indeß freylich, ganz ist diese merkwürdige Erscheinung noch
35nicht erklärt. Saussüre sucht den Unterschied der Bethauung
36zwischen Glas und Metall in der Elektricität, weil jenes diese
37nicht leitet, wohl aber das Metall. Aber da müßte vielmehr das
38Gegentheil erfolgen.
394. Die Größe und Stärke des Thaus. Der Umstand auf der See
40erklärt sich daraus, daß Wasser bey demselben Grad der