1nung des Fensters geschieht, um die Stube soviel, als möglich
2von Dünsten zu reinigen. Von einem Luftzuge hat man nichts
3zu befürchten. Dieser macht schlechterdings nichts. So wenig der
4Wind mit den Sonnenstrahlen spielen kann, so wenig lassen auch
5die Blitze mit sich spielen. Was giebt es nicht durch die Schorn-
6steine und durch die Dachfenster für eine Zugluft, und doch
7schlägt es selten bey denselben ein, und wenn es geschieht, so
8ists aus andern Ursachen. – An das Fenster oder an eine | Wand297
9des Zimmers, darf man sich darum nicht stellen, weil der Blitz
10gewöhnlich die äussern Theile des Hauses trifft, an den Wänden
11herabfährt, und der Mensch ein sehr guter Leiter ist. Man hat
12wohl Beyspiele, daß Menschen, die sich an die Wand lehnten,
13in einem Zimmer verschont geblieben sind. Aber das war ein
14Zufall, auf den man nicht bauen kann. Daß sie in großer Gefahr
15waren zeigte der Umstand, daß sie ganz elektrisch wurden und
16besinnungslos umfielen. – Warum man Metalle von sich entfernen
17müsse ist Jedermann klar. – Man hat noch kein Beyspiel daß
18Jemand, der sich auf solche Art in die Mitte eines geräumigen
19Zimmers stellte, vom Blitze wäre getroffen worden. – Im Freyen
20hat man die wichtige Vorsichtsregel zu beobachten, daß man
21sich nicht unter hohe Bäume stelle, weil der Blitz immerceteris
22paribus,zuerst in die höchsten Dinge fährt. Am | besten ists sich298
23auf freyer Erde oder unter eine niedere Hecke zu legen, und das
24Naßwerden nicht zu achten. – Eben so wenig ist das schnelle
25Reiten oder Fahren anzurathen, nicht etwa wieder des Luftzuges
26wegen, sondern weil dadurch die Pferde in große Ausdünstung
27gerathen und dieß gefährlich werden kann. Hätten wir ein schär-
28feres Gesicht, es würde uns ein Reiter auf dem Pferde, in der Ferne
29wie ein Comet vorkommen, so einen Schweif von Dunst zieht er
30nach sich.
31Das Läuten der Glocken hilft nichts. Die Läuter werden sehr
32häufig erschlagen, weil die Stricke feucht und sehr gute Leiter
33sind. – Durch Geschütze könnte mehr geschehen. Aber auch hier
34vielleicht, nicht sowohl durch den Schall, als durch Erzeugung
35eines Fluidums und vorzüglich weil viele Dämpfe aufsteigen. In
36Berlin bemerkt | man während des Kampirens kein Gewitter.299