Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 918

Band 2 - Teil V - Meteorologie

Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1ist; in dem Raume hingegen, wo er kein Metall antrifft, verwü-
2stet er Alles. Ueberhaupt dürfen keine Kosten gespart, und die
3Metallplatten etwa nicht dick genug genommen werden. Schlägt
4da der Blitz öfters als einmahl ein – und man hat Beyspiele, daß es
5zehnmahl hintereinander an einem Orte geschehen ist – und hat
6er auf den ersten Schlag das Metall geschmolzen, so kann es sehr
7gefährlich werden.
8Am besten ist es gar keinen Blitzableiter anzubringen. Es ist
9in der That eine physische Schöngeisterey, mitten in einer Stadt
10auf gewöhnlichen Häusern es zu thun. Es ist gerade das, als wenn
11man sich in seinem 90ten Jahre die Pocken aus Furcht vor densel-
12ben, wollte einimpfen lassen. Man kann immer 100000 gegen 1
13wetten, daß ein solches Haus nicht werde vom Blitze getroffen
14werden. – Im Jahre 1789 entstand im Domkapitel zu Halberstadt
15ein | Disput, ob man auf dem Dome einen Ableiter sollte anlegen306
16oder nicht. Man wählte Lichtenberg zum Schiedsrichter und
17der Canonicus Gleim schrieb deßhalb an ihn. Lichtenberg rieth
18geradezu, es nicht zu thun, weil der Dom schon einige 100 Jahre
19gestanden, ohne vom Blitze getroffen worden zu seyn. Indeß bey
20solchen und ähnlichen vorzüglichen Gebäuden mag es immerhin
21geschehen. Besonders wohlthätig ist es auf Schiffen, weil hier die
22Gefahr besonders groß ist.∗
23Uebrigens besteht jeder Blitzableiter aus folgenden 3 Theilen:307
241. Der Auffangsstange. Sie muß über alle Gegenstände des Hau-
25ses, also auch über die Schornsteine, wenigstens 5–6 Fuß her-
26vorragen.
272. Des Leiters übers Haus herab. Dieser wird am besten an
28einem von den 3 Füßen, auf welchen die Auffangsstange steht
29angebracht. Damit er sanft ableite, läßt man gleich an diesem
30Fuße eine Platte anlöthen, und daran einen Kupferdrath dicht

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

918 ∗ 
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1In dem Götting. Taschenb. für das Jahr 1779, sagt Lichtenberg hier-
2über: »Für die Schiffe sind die Blitzableiter unstreitig eine der wohl-
3thätigsten Erfindungen, wenn man bedenkt, daß auf der offenbaren See,
4der Mast des Schiffs auf eine große Strecke immer der einzige hohe
5Gegenstand ist, und also bey einem schweren Gewitter im Zenith, die
6Wahrscheinlichkeit, daß es einschlägt, für das Schiff größer wird, als in
7gleichen Umständen für eine ganze Stadt, und daß ausserdem das ganze
8Gebäude, so zu reden, auf Pulver gegründet ist, und folglich ein kleiner
9Strahl, der sonst unschädlich gewesen wäre, hier dem Gebäude und allen
10Bewohnern auf einmahl ein Ende machen kann.«
anmerkung 242010
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244468 Sachregister ~ Blitzableiter. 2325 2 918 1-30 1 1 ist; in dem Raume hingegen, wo er kein Metall antrifft, verwü- stet er Alles. Ueberhaupt dürfen keine Kosten gespart, und die Metallplatten etwa nicht dick genug genommen werden. Schlägt da der Blitz öfters als einmahl ein – und man hat Beyspiele, daß es zehnmahl hintereinander an einem Orte geschehen ist – und hat er auf den ersten Schlag das Metall geschmolzen, so kann es sehr gefährlich werden. Am besten ist es gar keinen Blitzableiter anzubringen. Es ist in der That eine physische Schöngeisterey, mitten in einer Stadt auf gewöhnlichen Häusern es zu thun. Es ist gerade das, als wenn man sich in seinem 90ten Jahre die Pocken aus Furcht vor densel- ben, wollte einimpfen lassen. Man kann immer 100000 gegen 1 wetten, daß ein solches Haus nicht werde vom Blitze getroffen werden. – Im Jahre 1789 entstand im Domkapitel zu Halberstadt ein | Disput, ob man auf dem Dome einen Ableiter sollte anlegen 306 oder nicht. Man wählte Lichtenberg zum Schiedsrichter und der Canonicus Gleim schrieb deßhalb an ihn. Lichtenberg rieth geradezu, es nicht zu thun, weil der Dom schon einige 100 Jahre gestanden, ohne vom Blitze getroffen worden zu seyn. Indeß bey solchen und ähnlichen vorzüglichen Gebäuden mag es immerhin geschehen. Besonders wohlthätig ist es auf Schiffen, weil hier die Gefahr besonders groß ist. ∗ Uebrigens besteht jeder Blitzableiter aus folgenden 3 Theilen: 307 1. Der Auffangsstange. Sie muß über alle Gegenstände des Hau- ses, also auch über die Schornsteine, wenigstens 5–6 Fuß her- vorragen. 2. Des Leiters übers Haus herab. Dieser wird am besten an einem von den 3 Füßen, auf welchen die Auffangsstange steht angebracht. Damit er sanft ableite, läßt man gleich an diesem Fuße eine Platte anlöthen, und daran einen Kupferdrath dicht siehe Gesamtregister.
0 244468 Sachregister ~ Blitzableiter ~ Pockenschutzimpfung als Vergleich. 2326 2 918 10-12 Es ist gerade das, als wenn man sich in seinem 90ten Jahre die Pocken aus Furcht vor densel- ben, wollte einimpfen lassen. siehe Gesamtregister.
0 244468 Personenregister ~ Gleim, Johann Wilhelm Ludwig ~ Korrespondenz mit L.. 24221 2 918 17 kapitalis Gleim siehe Gesamtregister.
0 244468 798271 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Schriften ~ Neueste Geschichte der Blitz-Ableiter (1779). 10609 2 918 1 * Götting. Taschenb. für das Jahr 1779, sagt Lichtenberg siehe Gesamtregister.
0 244468 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Brief von ~ G.W.L. Gleim. 28812 2 918 17 schrieb deßhalb an ihn siehe Gesamtregister.
0 244468 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Schiedsrichteramt. 28811 2 918 17 kapitalis Lichtenberg siehe Gesamtregister.
0 244468 Sachregister ~ Schiff ~ Blitzableiter. 24266 2 918 21 Schiffen siehe Gesamtregister.
0 244468 Sachregister ~ Halberstadt. 24268 2 918 14 Halberstadt siehe Gesamtregister.
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