Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 931

Band 2 - Teil V - Meteorologie

II. 6. Von der Witterung.
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1bis er mir nach 100 Tagen nicht nur nichts gäbe, sondern auch
2anfieng zu nehmen, und also mein Kapital negativ machte, den
3ersten Tag um 1 Gulden, den zweyten um 2 Gulden und so weiter.
4Gienge das so fort, so würde mein Kapital am Ende nicht nur
5wieder auf 100 Gulden, sondern noch darunter herabsinken.
6Auch mit dem menschlichen Leben ists ungefähr so. Ist der
7Mann in seiner vollständigen physischen Blüthe, so | wirkt und343
8nützt er noch nicht am stärksten. Dieß thut er erst dann, wenn
9seine Kräfte schon abnehmen – gegen das 50te Jahr hin. Ganz
10natürlich; denn die Eindrücke, Erfahrungen und Vorstellungen
11seines kraftvollen Alters sind noch nicht vorüber, und dazu gesel-
12len sich ja immer mehrere. Sein Wirkungskreis und Vermögen zu
13wirken, muß also immer zunehmen.
14Würde sich die Wirkung und der Eindruck der Sonnenstrahlen
15gleich den ersten Augenblick verlieren, so wie sich die Sonne
16verliert; und sich derselbe gleich den ersten Augenblick herstellen,
17so wie sie sich wieder zeigt: so müßte es in dem Verhältniße kälter
18oder wärmer werden, in welchem sich die Sonne von unserem
19Scheitelpunkte entfernt oder demselben nähert. Folglich müßte es
20auch da am heissesten seyn, wenn die Sonne in unserem Wen-
21dekreise stehet, und da am kältesten, wenn sie im | südlichen344
22Wendekreise ist – welches aber nun einmahl nicht der Fall ist.
23Nach der geographischen Breite eines Ortes richtet sich also
24zunächst die größere Wärme oder Kälte.
25Und da gab man sich die Mühe, auch die mittlere Temperatur
26der Wärme zu bestimmen. Niemand hat sich hierin mehr Verdien-
27ste erworben, als der Engländer Kirwan, Mitglied der Londner
28Societät. Sein Buch An estimate of the Temperature of different
29Latitudes (London1787), das durch Kühn auch ins Deutsche
30übersetzt wurde, ist ein Hauptwerk über diesen Gegenstand. Setzt
31man die mittlere Wärme unter den Polen = y, und heißt der
32Breitengrad = φ: so ist nach Kirwan die mittlere Temperatur für
33jeden Grad der Breite = (x − y) · Sin φ2. Nun fand er aus vielen
34Beobachtungen, daß | die mittlere Temperatur der Wärme unter345
3540°Breite = 62°Fahrenh. und unter 50°Breite = 53°,9 Fahrenh.
36sey. Daraus ergiebt sich denn die mittlere Temperatur der Wärme
37unter dem Aequator = 85°Fahrenh. und die mittlere Temperatur
38unter den Polen = 31°Fahrenheit.
39Indeß daß man ja nicht glaube, die mittlere Temperatur richte
40sich überall auf der Erde nach dieser Grundregel, und also die
41größere Wärme oder Kälte in einer Gegend, einzig und allein

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244481 Personenregister ~ Crell, Lorenz Florens Friedrich von ~ Übersetzer ~ [1788] Kirwan, An Estimate of the Temperature (1787). 7124 2 931 29 kapitalis Crell siehe Gesamtregister.
0 244481 Sachregister ~ Klima ~ physisches ~ Einfluß des geographischen. 25991 2 931 23-24 Nach der geographischen Breite eines Ortes richtet sich also zunächst die größere Wärme oder Kälte. siehe Gesamtregister.
0 244481 Sachregister ~ Mensch ~ wird weise, wenn seine Kräfte abnehmen. 25969 2 931 6-13 Auch mit dem menschlichen Leben ists ungefähr so. Ist der Mann in seiner vollständigen physischen Blüthe, so | wirkt und 343 nützt er noch nicht am stärksten. Dieß thut er erst dann, wenn seine Kräfte schon abnehmen – gegen das 50te Jahr hin. Ganz natürlich; denn die Eindrücke, Erfahrungen und Vorstellungen seines kraftvollen Alters sind noch nicht vorüber, und dazu gesel- len sich ja immer mehrere. Sein Wirkungskreis und Vermögen zu wirken, muß also immer zunehmen. siehe Gesamtregister.
0 244481 Personenregister ~ Kirwan, Richard ~ Schriften ~ An estimate of the temperature of different latitudes (1787). 7120 2 931 27-29 Kirwan An estimate of the Temperature of different Latitudes (London 1787) siehe Gesamtregister.
0 244481 Personenregister ~ Kirwan, Richard ~ Schriften ~ An estimate of the temperature of different latitudes (1787) ~ Ueber die Temperatur verschiedener Breiten (in ders., Physisch-chemische Schriften 3, dt. von L. Crell 1788). 7121 2 931 29-30 auch ins Deutsche übersetzt siehe Gesamtregister.
0 244481 Personenregister ~ Kirwan, Richard ~ mittlere Temperatur. 25996 2 931 27 kapitalis Kirwan siehe Gesamtregister.
0 244481 Personenregister ~ Kirwan, Richard ~ mittlere Temperatur. 25996 2 931 32 Kirwan siehe Gesamtregister.
0 244481 Sachregister ~ Temperatur ~ Tagesgang. 15501 2 931 1-5 1 bis er mir nach 100 Tagen nicht nur nichts gäbe, sondern auch anfieng zu nehmen, und also mein Kapital negativ machte, den ersten Tag um 1 Gulden, den zweyten um 2 Gulden und so weiter. Gienge das so fort, so würde mein Kapital am Ende nicht nur wieder auf 100 Gulden, sondern noch darunter herabsinken. siehe Gesamtregister.
0 244481 Sachregister ~ Temperatur ~ mittlere in verschiedenen Breiten. 25997 2 931 25-38 Und da gab man sich die Mühe, auch die mittlere Temperatur der Wärme zu bestimmen. Niemand hat sich hierin mehr Verdien- ste erworben, als der Engländer Kirwan, Mitglied der Londner Societät. Sein Buch An estimate of the Temperature of different Latitudes (London 1787), das durch Kühn auch ins Deutsche übersetzt wurde, ist ein Hauptwerk über diesen Gegenstand. Setzt man die mittlere Wärme unter den Polen = y, und heißt der Breitengrad = φ: so ist nach Kirwan die mittlere Temperatur für jeden Grad der Breite = (x − y) · Sin φ 2 . Nun fand er aus vielen Beobachtungen, daß | die mittlere Temperatur der Wärme unter 345 40 ° Breite = 62 ° Fahrenh. und unter 50 ° Breite = 53 ° ,9 Fahrenh. sey. Daraus ergiebt sich denn die mittlere Temperatur der Wärme unter dem Aequator = 85 ° Fahrenh. und die mittlere Temperatur unter den Polen = 31 ° Fahrenheit. siehe Gesamtregister.
1467299609026

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