Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 945

Band 2 - Teil V - Theorie der Erde

III. 1. Entstehung der Erde.
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1aufsteigen und wieder sinken, bis es endlich nach vielen
2Oscillationen in jener Luftschicht zur Ruhe käme. Um das
3Folgende in Franklins Vorstellung besser zu verstehen,
4und anschaulicher zu machen, wird es nicht unnütz seyn,
5sich die Sache noch einmal so vorzustellen. Gesetzt unsere
6ganze Erde oder eine ihr gleiche, oder größere oder nicht
7viel kleinere Kugel bestünde blos aus Luft, die etwa nach
8dem Mariottischen Gesetze sich gegen den Mittelpunkt
9zu verdichtete: so würden alle Arten von Mineralien und
10Flüssigkeiten, die man hineinwürfe oder gösse, wenn sie
11sich nicht in der Luft auflösten, sich jedes in einer bestimm-
12ten Entfernung | vom Mittelpunkte setzen, den Fall ausge-383
13nommen, da etwa der leichtere Körper schon eine Kruste
14formirt hätte, die der schwerere, nachher hineingebrachte,
15nicht mehr zu durchbrechen im Stande wäre). Nun nimmt
16Franklin, ohngefähr so wie Kant an, daß alle Materie
17mit ihren Kräften, wie ein Dunst durch den Raum verbrei-
18tet gewesen sey. Als nun hierauf die Schwere zu wirken
19anfieng, so näherten sich die Lufttheilchen zwar dem Mit-
20telpunkte, da sie sich aber untereinander selbst abstoßen
21(Elasticität besitzen), so mußten sie immer dichter und
22dichter werden, je mehr sie sich anhäuften, und so entstand
23eine solche Luftkugel, wie wir sie uns so eben gedacht
24haben. In dieser setzten sich nun die übrigen entstandenen
25Körper auf die oben angegebene Weise. Manche die zu
26tief in die Luft durch den Fall eingesunken waren, stiegen
27nachher wieder auf; und schlossen sich an die übrigen an.
28So | entstand die Kruste, die jetzt so tief in der Luftkugel384
29eingesenkt ist, daß bloß unsere gegenwärtige Atmosphäre
30noch darüber hervorsteht. Die erste Bewegung nach dem
31Mittelpunkte hin, meynt Franklin, habe (gleich Anfangs,
32als Alles noch klein war) einen Wirbel verursachen kön-
33nen (weil nähmlich manche Theile durch zusammenge-
34setzte Bewegung getrieben in schräger Richtung eingetrof-
35fen wären) und so wäre Umdrehung um die Axe entstan-
36den. Sollte aber, fährt er fort, nun einmahl durch irgend
37eine Ursache die Umdrehung um die Axe verändert worden
38seyn, so habe das Fluidum seine Figur ändern müssen,
39und so die Schaale zerbrechen können. (Hieraus lassen
40sich nun Veränderungen genug erklären, welches ich bis
41ans Ende versparen will.) Nun geht er in dem Briefe zu

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 244495 Sachregister ~ Erde (Erdkugel) ~ Entstehung ~ nach Franklin. 29220 2 945 1-41 lichtenberg 1 1 aufsteigen und wieder sinken, bis es endlich nach vielen Oscillationen in jener Luftschicht zur Ruhe käme. Um das Folgende in Franklins Vorstellung besser zu verstehen, und anschaulicher zu machen, wird es nicht unnütz seyn, sich die Sache noch einmal so vorzustellen. Gesetzt unsere ganze Erde oder eine ihr gleiche, oder größere oder nicht viel kleinere Kugel bestünde blos aus Luft, die etwa nach dem Mariottischen Gesetze sich gegen den Mittelpunkt zu verdichtete: so würden alle Arten von Mineralien und Flüssigkeiten, die man hineinwürfe oder gösse, wenn sie sich nicht in der Luft auflösten, sich jedes in einer bestimm- ten Entfernung | vom Mittelpunkte setzen, den Fall ausge- 383 nommen, da etwa der leichtere Körper schon eine Kruste formirt hätte, die der schwerere, nachher hineingebrachte, nicht mehr zu durchbrechen im Stande wäre). Nun nimmt Franklin, ohngefähr so wie Kant an, daß alle Materie mit ihren Kräften, wie ein Dunst durch den Raum verbrei- tet gewesen sey. Als nun hierauf die Schwere zu wirken anfieng, so näherten sich die Lufttheilchen zwar dem Mit- telpunkte, da sie sich aber untereinander selbst abstoßen (Elasticität besitzen), so mußten sie immer dichter und dichter werden, je mehr sie sich anhäuften, und so entstand eine solche Luftkugel, wie wir sie uns so eben gedacht haben. In dieser setzten sich nun die übrigen entstandenen Körper auf die oben angegebene Weise. Manche die zu tief in die Luft durch den Fall eingesunken waren, stiegen nachher wieder auf; und schlossen sich an die übrigen an. So | entstand die Kruste, die jetzt so tief in der Luftkugel 384 eingesenkt ist, daß bloß unsere gegenwärtige Atmosphäre noch darüber hervorsteht. Die erste Bewegung nach dem Mittelpunkte hin, meynt Franklin, habe (gleich Anfangs, als Alles noch klein war) einen Wirbel verursachen kön- nen (weil nähmlich manche Theile durch zusammenge- setzte Bewegung getrieben in schräger Richtung eingetrof- fen wären) und so wäre Umdrehung um die Axe entstan- den. Sollte aber, fährt er fort, nun einmahl durch irgend eine Ursache die Umdrehung um die Axe verändert worden seyn, so habe das Fluidum seine Figur ändern müssen, und so die Schaale zerbrechen können. (Hieraus lassen sich nun Veränderungen genug erklären, welches ich bis ans Ende versparen will.) Nun geht er in dem Briefe zu siehe Gesamtregister.
0 244495 Sachregister ~ Gesetz ~ Boyle-Mariottesches. 2924 2 945 8 lichtenberg Mariottischen Gesetze siehe Gesamtregister.
0 244495 Personenregister ~ Franklin, Benjamin ~ Entstehung der Erde. 18496 2 945 1-39 lichtenberg 1 aufsteigen und wieder sinken, bis es endlich nach vielen Oscillationen in jener Luftschicht zur Ruhe käme. Um das Folgende in Franklins Vorstellung besser zu verstehen, und anschaulicher zu machen, wird es nicht unnütz seyn, sich die Sache noch einmal so vorzustellen. Gesetzt unsere ganze Erde oder eine ihr gleiche, oder größere oder nicht viel kleinere Kugel bestünde blos aus Luft, die etwa nach dem Mariottischen Gesetze sich gegen den Mittelpunkt zu verdichtete: so würden alle Arten von Mineralien und Flüssigkeiten, die man hineinwürfe oder gösse, wenn sie sich nicht in der Luft auflösten, sich jedes in einer bestimm- ten Entfernung | vom Mittelpunkte setzen, den Fall ausge- 383 nommen, da etwa der leichtere Körper schon eine Kruste formirt hätte, die der schwerere, nachher hineingebrachte, nicht mehr zu durchbrechen im Stande wäre). Nun nimmt Franklin, ohngefähr so wie Kant an, daß alle Materie mit ihren Kräften, wie ein Dunst durch den Raum verbrei- tet gewesen sey. Als nun hierauf die Schwere zu wirken anfieng, so näherten sich die Lufttheilchen zwar dem Mit- telpunkte, da sie sich aber untereinander selbst abstoßen (Elasticität besitzen), so mußten sie immer dichter und dichter werden, je mehr sie sich anhäuften, und so entstand eine solche Luftkugel, wie wir sie uns so eben gedacht haben. In dieser setzten sich nun die übrigen entstandenen Körper auf die oben angegebene Weise. Manche die zu tief in die Luft durch den Fall eingesunken waren, stiegen nachher wieder auf; und schlossen sich an die übrigen an. So | entstand die Kruste, die jetzt so tief in der Luftkugel 384 eingesenkt ist, daß bloß unsere gegenwärtige Atmosphäre noch darüber hervorsteht. Die erste Bewegung nach dem Mittelpunkte hin, meynt Franklin, habe (gleich Anfangs, als Alles noch klein war) einen Wirbel verursachen kön- nen (weil nähmlich manche Theile durch zusammenge- setzte Bewegung getrieben in schräger Richtung eingetrof- fen wären) und so wäre Umdrehung um die Axe entstan- den. Sollte aber, fährt er fort, nun einmahl durch irgend eine Ursache die Umdrehung um die Axe verändert worden seyn, so habe das Fluidum seine Figur ändern müssen, und so die Schaale zerbrechen können. siehe Gesamtregister.
0 244495 Personenregister ~ Franklin, Benjamin ~ Erdmagnetismus. 29224 2 945 41 lichtenberg 1 Nun geht er in dem Briefe zu siehe Gesamtregister.
0 244495 Personenregister ~ Kant, Immanuel ~ Kosmologie. 27142 2 945 16 lichtenberg kapitalis Kant siehe Gesamtregister.
0 244495 Personenregister ~ Mariotte, Edme ~ Gasgesetz (Boyle-Mariotte). 1200 2 945 8 lichtenberg kapitalis Mariotte siehe Gesamtregister.
1475600377759

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