0
1
§. 56
2
Eigentlich heißt der Satz: ein
3
jeder Körper besitzt Trägheit; nichts
4
anders, als: wenn er ruhet und sich
5
bewegen soll, so muß etwas seyn
6
das ihn in Bewegung setzt; und
7
wenn er sich bewegt und zur Ruhe
8
gelangen soll, so muß die Ruhe
9
durch etwas hervorgebracht wer-
10
den. Und der Satz: die Trägheiten
11
der Körper verhalten sich wie ihre
12
Massen; heißt so viel als: es wird
13
eine doppelte, dreyfache, vierfache
14
Kraft u. s. w. erfordert, einem Kör-
15
per von doppelter, dreyfacher, vier-
16
facher Masse u. s. w. eine gewisse
17
Geschwindigkeit zu geben, als
18
einem Körper von einfacher Masse
19
eben die Geschwindigkeit beyzu-
20
bringen nöthig ist. So ist also die
21
Trägheit in der That nichts anders,
22
als der Satz des zureichenden
23
Grundes auf die Veränderungen des
24
Zustandes der Körper angewandt:
1
[46] [‡] Das käme nun hier freylich sehr auf die
2
Vorstellung von Krafft an, die man sich machte. Die
3
vortrefflichen Commentatoren von Newtons Prin-
4
cipiis le Seur und Jacquier 1035 sagen: Vis duplex est,
5
activa et passiva: activa est potentia motum efficiendi;
6
passiva est potentia motum recipiendi vel amittendi.
7
Und Newton definirt seine Materiae vim insitam
8
durch potentiam resistendi, qua corpus unumquodque
9
quantum in se est perseverat in statu suo vel quiescen-
10
di vel movendi uniformiter in directum. Und sagt hier-
11
auf gar unde etiam vis insita nomine significantissimo
12
vis inertiae dici possit. Es ist also besser man hält
14
streiten.