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Weise die Kraft, das Wasser aufgelöst zu
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halten, so schlägt sich dasselbe daraus
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nieder, und dann entsteht das, was man
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im gemeinen Leben Dünste, Wolken,
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Nebel, u. s. w. nennt, doch geschieht auch
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dieser Niederschlag oft ohne diese
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Erscheinung, wie zum Beyspiel meistens
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beym Thau, da bey dem heitersten Him-
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mel die Kleider naß werden. Es ist also
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nicht sehr schwer zu erklären wie Wolken
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in einer großen Höhe entstehen können,
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allein warum diese Wolken, die sehr oft
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so hoch stehen, daß man die sie um-
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gebende Luft gar füglich halb so schwer
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annehmen kann, als die nahe an der Erde,
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nicht herab fallen, da sie, wenn die Wol-
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ken Wassertröpfchen wären, unmöglich
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schwimmen könnten; das ist nicht so
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leicht zu erklären. Zu glauben sie hängen,
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so wie etwa der Staub in der Luft und
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erhalten sich durch ankleben an dieselbe
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oder durch die Bewegung derselben, er-
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klärt das Ganze nicht; die Wolken er-
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heben sich öfters als solche von der Erde,
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wie beym Rauchen der Berge, senkrecht,
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in den Thälern der Schweitz stehen sie
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mehrere Tage lang still, sind scharf gegen
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die Erde zu abgeschnitten, ja sie steigen
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und fallen mit dem Barometer, welches
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auch die Wolken über dem Aetna und
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Vesuv thun; kurz, die Wolken verhalten
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sich genau als wie Körper die specifisch
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leichter sind als die an der Erde befind-
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liche Luft, und jedesmal mit der sie umge-
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benden von gleicher oder nicht sehr ver-
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schiedener Schwere. Man weiß jetzt mit
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Zuverlässigkeit, daß es Bläsgen sind; Hr.
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von Saussüre hat sie in den Wolken
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selbst beobachtet. Auch kann man sie auf
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heissem Caffe und heisser Dinte durch
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Vergrößerungs Gläser von 1 oder
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Zoll Brennweite deutlich bemerken).
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(Versuche über die Hygrometrie, Seite