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§. 729. (*)
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Aus einem Theile der wässerich-
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ten Dünste entsteht am Abend der
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Thau (ros). Wenn nämlich die Son-
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ne untergegangen und die Luft
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kühle geworden ist, so dünsten die
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Pflanzen noch einen Theil derer
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Säfte aus, welche vorher durch die
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Wärme in Bewegung gesetzt waren:
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dieser Dunst verdicket aber sogleich
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an der Oberfläche | 643der Blätter der
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Pflanzen und läuft in Tropfen
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zusammen, die den Thau ausma-
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chen. Hierzu kommen noch andere
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wässerichten Dünste, die sich vor-
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her in der Luft zerstreuet aufhielten,
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oder auch noch eine Zeitlang aus
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andern Körpern aufsteigen, nun
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aber durch die Kälte der Luft und
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der Körper selbst ebenfalls in Trop-
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fen zusammengebracht werden.
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§. 730.
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Hieraus erhellet, warum die
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Körper nahe an der Oberfläche der
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Erde stärker und früher mit Thau
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überzogen werden als die weiter da-
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von entfernten; imgleichen warum
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sich auch an solchen Pflanzen
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Thautropfen zeigen, die man zuvor
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HE. Saussüre führt (Hygrom. §. 250) 1379 eines von
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Moscati an, welches er in einem zu Mayland ge-
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druckten Sendschreiben an ihn (v. Sauss.) 1059 be-
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Siehe auch 5te Auflage. p. 214. und die dort ange-
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führten Schrifften VCotte. Goth. M. I. 3, 36. 460 und
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NB S. die VIte Ausgabe am Rand
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[643] Bey der Erklärung
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des Thaues und Reifs hat
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man vorzüglich mit auf
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den Umstand zu sehen,
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daß nach HE. Pictets und
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HE. Six’s Beobachtungen,
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die Erde in der Nacht
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warm, die darauf liegende
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Lufftschicht kalt, und die
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höhere wieder warm ist.
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Die Erklärung steht in des
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Erstern Essais de physique.
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T. I. p. 181. seq. 1210 Zumal
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da auch in stillen gedeck-
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ten Nächten da es nicht
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thaut jene Verschiedenheit
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in der Temperatur der
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Lufftschichten nicht statt
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findet.