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gen nun doch fürwahr häufig genug gelehrt hat, um endlich die
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Welt klüger zu machen. Was wird endlich aus dem Studium der
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Naturlehre werden, wenn jeder, der eine Hypothese, die ihr
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Erfinder in die Benennungen eingetragen hat, umwirft, nun nicht
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bloß die Benennungen wegwirft, das gienge noch mit, sondern
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seine pro nunc siegreiche Hypothese wieder in die Benennungen
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einträgt? Antwort: gerade das was aus dem Studio der Geo-
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graphie werden würde, wenn jeder Eroberer einer Stadt dieselbe
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nach seinem System und seinen Absichten benennen und die
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Benennungen mit dem Degen in der Faust einschärfen wollte,
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wie die Franzosen mit Lyon, Marseille und Condé gethan haben.
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Die Wörter sollen ja bloße Zeichen für den Begriff und keine
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Definitionen seyn. Da wo sie es sind verschwindet ihre erklären-
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de Kraft sehr bald, weil sie doch nur wenig fassen kann, und
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diese unvollständige Erklärungen gehen bald in weit mehr
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umfassende Zeichen über. So verbessern die ewigen subjectiven
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Anlagen unsers Geistes, die transitorische, unphilosophische
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Bedächtlichkeit Hochweiser Terminologen und verwandeln
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Rechnung mit Strichen in höhern Algorithmus. Unter allen
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Wissenschaften des Menschen hätte wohl keine ein größeres
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Recht ihre Benennungen zu Definitionen zu machen, als freylich
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die einzige Wissenschaft im strengsten Verstande, die es | XXXVIIgibt,
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die Mathematik. Es ist auch häufig geschehen, und warum sollte
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man es da nicht thun, wo keine Hypothesen Statt finden und wo
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folglich, wenn neue Zeichen gemacht werden sollen, das Defini-
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rende derselben immer eine Richtschnur bey ihrer Formirung
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abgeben kann. Ich sage nur, auch da ist es bloßes opus super-
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erogationis und das künstliche Gepräge verwischt sich bald durch
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den Gebrauch. In den Namen Parabel, Ellipse und Hyperbel
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steckt mehr Weißheit, als selbst mancher, der in den Feldern des
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Mars sehr guten Gebrauch von diesen Linien macht, immer
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wissen möchte. Selbst der, dem sie bekannt sind, denkt, wenn er
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von Parabolischen und Elliptischen Spiegeln spricht oder schreibt
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so wenig an ihr Etymologie, als bey irgend einem andern Wort
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des gemeinen Lebens. Man ist daher, wie mich dünkt viel zu
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ängstlich, mit der Abschaffung von sehr gangbaren Worten, die
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den Gegenstand, den sie bezeichnen unrichtig erklärten, gewe-
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sen. Das konnte schlechterdings nicht schaden, da man es schon