1weiß es nur allzugut, wie mangelhaft und unvollkom|men sieVIII
2sind; ich weiß sogar, daß ich ihnen selbst, bey minder drückenden
3Amtsgeschäften, eine höhere Vollendung hätte geben können.
4Aber weil ich gerade durch das Stückwerk zu etwas Vollkomm-
5neren – das ich laut der obigen Gründe für so nützlich halte, die
6Veranlassung geben will, fürchte ich den ersten Tadel nicht. Und
7gegen den zweyten rechtfertigt mich schon der Titel. Nein! nicht
8um die Breite eines Fadens, wie ihn der Seidenwurm spinnt, soll
9durch meine Erinnerungen Lichtenbergs Ehre geschmälert wer-
10den! Es sind ja nicht seine Vorlesungen, welche hier das Publikum
11erhält, es sind nur meine Erinnerungen aus denselben. Und da
12versteht es sich denn schon von selbst, daß Alles, was in denselben
13mangelhaft ist, nicht auf Rech|nung des großen Mannes fällt –IX
14an dem vielleicht nichts mangelhaft war, als seine gebrechliche
15irdische Hülle – sondern einzig und allein auf meine Rechnung!
16Ueber die Form, in welcher diese Erinnerungen erscheinen
17sollten, war ich nicht lange unschlüssig. Unstreitig wäre freylich
18die Briefform die schicklichere gewesen. Aber sie hätte auch den
19Nachtheil gehabt, daß von dem Eigenthümlichen des Lichten-
20bergischen Vortrags Vieles verloren gegangen wäre. Und da
21dieses doch für mich jetzt Hauptsache war, so wählte ich lieber die
22Paragraphenform. Es ist dabey die sechste Auflage des Erxleben-
23schen Compendiums zum Grunde gelegt, das nun nach gerade,
24so wie alles in der Welt alt wird, aber nach welchem doch nun
25ein|mahl Lichtenberg gelesen hat, und das wegen der wichtigenX
26Anmerkungen, mit welchen er dasselbe ausstattete, noch lange
27schätzbar bleiben wird.
28Ich hätte gewünscht Alles liefern zu können, was ich aus dem
29Munde des Verewigten, und gerade so, wie ich es gehört hatte.
30Allein dieß ist nun einmahl nicht mehr möglich, selbst dadurch
31nicht mehr möglich, daß ich Gelegenheit habe, mit meinem Ur-
32hefte, ein Paar Hefte anderer Zuhörer Lichtenbergs zu verglei-
33chen – unter welchen ich vorzüglich das des Herrn Johann v.
34Asboth, jetzt Direktors der gräflich Georg Festetitschischen
35Güter und correspondirenden Mitgliedes der Göttingischen Aka-
36demie der Wissenschaften erwähnen, und für die gefällige Mit-
37theilung desselben hier öffentlich dan|ken muß. Die Leser erhaltenXI
38also theils weniger theils mehr, als eigentlich aus Lichtenbergs
39Munde floß. Weniger – denn natürlich pflegt man das, was man
40entweder schon im Compendio selbst oder sonst wo findet, oder
41was man ohnehin schon weiß, nicht noch besonders anzumerken,