1zesse. Man nehme nur | das Erdbeben, wobey wir freylich öfters10
2auf der Retorte sitzen, wenn sie platzt. Man nehme das Donner-
3wetter. Freylich sind Gewitter etwas Elektrisches, und Elektrizität
4läßt sich auf der Stube durch Maschinen hervorbringen. Aber
5sicherlich nicht auf den ewigen Schneethälern der Alpen, wo doch
6die Blitze einschlagen, und wo also etwas Chemisches vorgehen
7muß. Man nehme ferner Regen, Thau, Hagel, Schnee, Licht und
8besonders das Feuer. Wie bringt uns dieß alles nicht mit der
9Chemie in Verbindung.
10Man hat schon öfters gesagt: daß man die Sätze z.B. aus der
11Chemie, Physiologie u.s.w. postuliren, d.h. sich darauf berufen
12soll. Dieß wäre recht gut, wenn jemand ein Werk über die ganze
13Naturlehre schreiben wollte. Aber sonst geht es weder in der Welt,
14noch am allerwenigsten auf Universitäten an.
15Nach diesem Allen sieht man wohl, daß es einem mit der Defi-11
16nition der Physik gehe, wie dem Wundarzt Louis zu Paris, mit
17der Definition des Fiebers. Er antwortete seinen Examinatoren,
18wie er merkte, daß sie ihn necken wollten: Das Fieber ist diejenige
19Krankheit, welche ich heilen, aber nicht definiren kann; ihr aber
20nicht heilen, wenn gleich definiren könnt.
21Experimentalphysik kann in doppelter Bedeutung genommen
22werden:
231) Wobey man blos von Erfahrungen, Beobachtungen und Ver-
24suchen ausgeht – Experimentalphysik ohne Experimente. Sie
25steht jener kartesischen Physik entgegen – die aus Feilstaub,
26Kügelchen und Splitter Alles herausgebracht hat. Sie kann
27tradirt werden, ohne daß man Versuche anstellt. Man glaubt
28ehrlichen Leuten auf ihr Wort.
292) Wobey auch mitunter Versuche angestellt werden, – die noth-12
30wendigsten nähmlich. Wenn auch kein anderer Nutzen dabey
31erzielt würde: so lernt man doch die verschiedenen Instru-
32mente, ihre Behandlung, ihren Nutzen und Gebrauch ken-
33nen.∗– Indessen muß man auch hier, wenn man in einem