1Monnier und im Jahr 1690 von Flamstead gesehen, aber natür-
2lich von allen für einen Fixstern gehalten. Dieß alles war Sache des
3Physikers. Nun kam aber der Mathematiker und berechnete aus
4diesen Beobachtungen, die Umlaufszeit des Planeten zu 83 Jahren,
5und aus dieser wieder seine Entfernung von der Sonne. Nach
6dem berühmten Keplerschen Gesetze, verhält sich nähmlich das
7Quadrat der Umlaufszeiten der Planeten, wie der Cubus ihrer
8mittleren Entfernung von der Sonne. Es sey also der Umlauf der
9Erde = 1, und die Entfernung derselben von | der Sonne auch = 1:16
10so ergiebt sich folgende Regeldetri:
1112:832=13:X3
12Also X3=832·1312=832=6889. Und3√6889 = 19...
13Ein anderes Beyspiel. Der Physiker hat beobachtet, daß ein Kör-
14per in der ersten Sekunde 15 Fuß tief, und in den folgenden mit
15beschleunigter Geschwindigkeit falle. Nun hat der Mathematiker
16weiter darüber nachgedacht, die beschleunigte Geschwindigkeit,
17als eine gleichförmig beschleunigte angenommen; daraus für den
18Fall der Körper folgendes Gesetz hergeleitet: X215 (wo X die
19Anzahl der Sekunden, 15 aber die Fallhöhe in der ersten bedeutet)
20und dieß alles wieder dem Physiker zur Bestätigung durch Versu-
21che übergeben.
22Ein anderes Beyspiel. Der Physiker | beobachtet, daß einige17
23Körper in gewissen Lagen und Verhältnissen auf dem Wasser
24oder andern Fluidis schwimmen. Der Mathematiker kann nun
25aber aus diesem Satz leicht berechnen, wie viel Kork z.B. einem
26Goldklumpen angehängt werden müßte, wenn dieser schwimmen
27sollte. Er würde ferner leicht berechnen können, wie groß eine
28hohle Bleykugel, ein parabolisches Sphäroid seyn müßte, wenn
29sie schwimmen sollten. Ja die ganze Schiffsbaukunst, gründet sich
30auf jene Beobachtung des Physikers.
31Nun wo ist denn aber die Gränze zwischen Physik und Mathe-
32matik? Wie weit darf jene sich dieser bedienen? –Quantum sufficit
33– ist hierauf die beste Antwort. Eigentlich freylich, giebt sich der
34Physiker blos mit dem Radicalen ab, und überläßt dann seine
35Entdeckungen dem Mathematiker. Aber etwas Mathema|tik muß18
36doch auf jeden Fall, auch in der Physik mitgenommen werden,
37weil sonst des eigentlichen Physischen nur wenig übrig bliebe.
38Indessen muß man ja auch nicht vergessen, daß man noch nicht
39in allen Theilen der Physik schon so im Reinen ist, wie z.B. bey
40den optischen. Wie vieles bleibt dem Physiker noch in der Lehre