I. Einleitung in die Naturlehre. §. 3.
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1vom Feuer, Elektrizität, Hygrometrie u.s.w. zu untersuchen und
2zu entdecken übrig!
3Die Bemerkung, welche Erxleben am Ende des Paragraphen
4macht, könnte manchem vom Studium der Physik abschrecken.
5Sie ist wirklich ungegründet. Um Physiker zu seyn, braucht man
6nicht Mathematiker zu seyn – nämlich im gewöhnlichen Sinne des
7Worts. So viel Mathematik, als man zur Physik braucht, braucht
8man oft zu den gewöhnlichsten Dingen in der Welt, und diese
9weiß ein guter Kopf von selbst. | So hat z.B. Abbé Nollet durch19
10seine physikalischen Kenntnisse außerordentlich viel Gutes gestif-
11tet und war in aller Rücksicht ein verehrungswürdiger Mann.
12Aber dabey ein sehr schlechter Mathematiker. Er macht enorme
13Schnitzer, sobald er die Mathematik anwenden will. So waren fer-
14ner Haller, Linné, Lavoisier, Franklin, und Priestley, deren
15Entdeckungen doch in der Physik Epoche machten, gewiß keine
16großen Mathematiker, wenigstens haben sie ihre Entdeckungen
17nicht als Mathematiker gemacht. Einargumentum ad hominem
18giebt Erxleben selbst ab. Er war ein sehr mittelmäßiger Mathe-
19matiker und würde es dem Dutzbruder Lichtenberg gewiß nicht
20übel genommen haben, wenn er ihm dieß auch ins Gesicht gesagt
21hätte. Aber einen schlechten Physiker hätte man ihn um alles in
22der Welt nicht nennen dürfen.
23Also auch ohne tiefe mathematische Kenntnisse kann man ein20
24guter Physiker werden! Indeß freylich Adam Riesens Rechen-
25kunst muß doch Jeder mitbringen, damit es ihm nicht, wie jenem
26großen Herrn ergehe, der seine neun Tischgäste, die mit der Sitz-
27ordnung an der Tafel übel zufrieden waren, so oft zu Gaste bitten
28wollte, als sich die Ordnung unter ihnen ändern ließe. Es sollte
29ihm auf zehn, ja auch auf zwanzigmale nicht ankommen. Allein
30er mußte es wohl bleiben lassen, und sich mit demvoluisse sat est
31begnügen, weil ein gar zu arges Sümmchen herauskommt, wenn
32zehn Personen – der Herr und die neun Gäste – so oftmal an einer
33Tafel schmausen sollten, als sich die Ordnung unter ihnen ändern
34läßt. Man kann sich die Sache durch folgendes Schema deutlich
35machen:
36a21
37baab
38cabacbabccbabcabac
39dcabcdabcadbcabdu.s.w. oder