1erste antwortete: Fische sind wässerichter Natur; wenn sie ins
2Wasser kommen, so schlürfen sie so viel Pfund Wasser in sich, als
3sie wiegen; bey dem Stein ist dieß nun nicht der Fall. Der zweyte
4sagte: der Stein hat keine Finnen, kann also nicht schwimmen;
5hingegen der Fisch hat sie, braucht also nicht zu liegen und ist
6also nicht schwer. Es ist gerade so, als wenn man einen Vogel in
7die Höhe wirft, der fällt nicht herunter; allein wirft man einen
8Stein in die Höhe, so fällt er herab. Der dritte, und das war ein
9Irländer,∗sagte: er müßte gestehen, | er hätte seine Majestät nicht34
10recht verstanden. Als es ihm dann der König noch einmal erzählte,
11antwortete er: er wünschte den Versuch zu sehen. Bravo! antwor-
12tete der König, es ist ja kein wahres Wort daran. – Fontenelle
13sagte:J’ai toujours taché m’entendre.
14Einst zeigte Franklin einigen Gelehrten einen kleinen chinesi-
15schen Frauenzimmer-Schuh. Alle disputirten darüber, wie ihn ein
16chinesisches Frauenzimmer anziehen könne. Ein junges Frauen-
17zimmer trat hinein, und wurde auch um ihr Gutdünken gefragt.
18»Wissen Sie denn auch, ob es ein Frauenzimmer-Schuh sey?« war
19ihre Antwort.
20§. 8. 9.35
21Hypothesen.
22Das Erklären geht nicht immer an; man kann nicht immer auf die
23Naturgesetze kommen. Da muß man also zu Hypothesen seine
24Zuflucht nehmen. Aber, aber, man muß sich ja davon nicht beherr-
25schen lassen. Die Geschichte der Physik wimmelt von ähnlichen
26Beyspielen. Es ist kein Stolz empfindlicher als der Erklärungsstolz.
27Uebrigens sind aber die Hypothesen von unsäglichem Nutzen.
28Aus der Figur des elektrischen Funkens z.B. hat man geschlossen,
29daß auch das Donnerwetter eine elektrische Wolke sey. Dieß hat
30schon Winkler zu Leipzig vermuthet. Aber der große Franklin
31machte erst vollends die Entdeckung. Er ging zu Philadelphia vor
32das Thor hinaus, ließ einen Drachen in die Höhe steigen, und
33so fand er dann, daß auch die | Wolken elektrisch sind. – Das36
34schönste Beyspiel von dem großen Nutzen der Hypothesen giebt