Erstes Bändchen.
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1II. Impenetrabilität.
2Man kann sich einen Raum ohne Körper denken, man kann mit
3seinem Finger dahin kommen, es muß also etwas mehr seyn, als
4Ausdehnung. Diese allein stellt die Natur eines Körpers noch gar
5nicht genug dar. Der Körper muß den Raum, den er einnimmt,
6auch gleichsam vertheidigen. Dieß geschieht durch die | Impene-44
7trabilität. – Penetrabilität ist nicht etwa das, wenn man z.B. mit
8einer Glasröhre in ein Wasser fahren kann.
9Auch die Luft ist impenetrabel. Hievon kann man sich sehr
10sinnlich überzeugen. Läßt man ein brennendes Wachskerzchen
11auf Kork gesetzt im Wasser schwimmen, und stürzt eine Glas-
12glocke oder ein Trinkglas darüber, so löscht weder das Kerzchen
13aus, noch dringt Wasser in das Glas ein, zum deutlichsten Beweis,
14daß die in demselben vorhandene Luft impenetrabel sey, d.h. daß
15da, wo sich Luft befindet, kein anderer Körper seyn könne. Ein
16bischen Wasser dringt wohl freylich ein; das ist aber eine Folge
17nicht von der Penetrabilität der Luft, sondern von der Elasticität
18derselben. Auch das Licht löscht am Ende aus. Aber dieß rührt
19wieder nur daher, weil daspabulum vitæalle wird.
20Könnten die Körper nicht penetrabel seyn? Wo kömmt z.B. die45
21in einem Cylinder zusammen gepreßte Luft hin? und vollends
22die Wirkungen der Wärme der elektrischen, der magnetischen
23Materie? Man unterscheidet da freylich zwischen Penetrabilität
24und Permeabilität, und denkt bey dieser letztern an die Porosität
25der Körper, von welcher sogleich die Rede seyn wird. Aber damit
26reicht man in der That nicht aus. Man muß also immer eine
27Art von Penetrabilität annehmen, oder gestehen, daß man von
28den Dingen außer sich nichts wisse. Allein, so sind die Körper ja
29blos Erscheinungen – und warum studirt man die Physik. Diesem
30Einwurfe ist schon oben begegnet worden. (§. 1.) Mögen die
31Körper immerhin blos Erscheinungen seyn; Schein sind sie darum
32doch nicht – eine Relation gegen einander behalten | sie doch46
33immer. Und die ganze Welt ist ja für uns nichts weiter, als ein
34Gefühl dieser Relation!
35§. 20.
36Porosität.
37Die Körper füllen ihr Volumen nicht ganz aus, d.h. sie sind porös,
38z.B. der Schwamm. Dieß ist freylich ein rohes Exempel. Aber