Erstes Bändchen.
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1durch die Eigenschaft auszeichnet, daß sie alles niederschlägt, was
2in Säuern aufgelößt ist. Zur sympathetischen Schrift ist vorzüg-
3lich diejenige tauglich, die aus einem Theil Auripigment, einem
4natürlichen Gemische von Arsenik und Schwefel, und zwey Thei-
5len ungelöschtem Kalk bereitet wird. Man gießt darüber so viel
6Wasser her, daß alles ziemlich in Flüssigkeit kömmt, siedet es
7eine | halbe Stunde lang, und filtrirt es dann. Wenn man nun mit50
8der erwähnten Dinte ein Blatt beschreibt, dasselbe in ein noch so
9dickes Buch legt, das Buch von außen längst der Lage des Blattes
10bestreicht und es dann einquetscht, so wird in einer Weile die
11Schrift auf dem Blatte lesbar. Der Erweckungs-Liquor drang also
12durch die Poren des Buches.
13Man pflegt diesen Liquor auchliquor vini probatoriusoder die
14Wirtembergische Weinprobe zu nennen, weil man damit auch
15verdorbene Weine probiren kann. Es werden nämlich die sauren
16Weine mittelst des Bleikalkes (Sacharum Saturni) süß gemacht.
17Da nun die Schwefelleber alles, was in Säuren aufgelößt ist, nie-
18derschlägt, so äußert sich auch hier bald ihre Wirkung. Indeß hat
19man sich in Acht zu nehmen, daß man da | mit einem ehrlichen51
20Mann nicht Unrecht thue. Dieser Liquor kann die nämliche Probe
21geben, wenn auch der Wein nicht geradezu mit Bleykalk vermischt
22worden ist. Die Schwefelleber schlägt nämlich auch Eisen, Zucker,
23Weinstein nieder, die doch unschuldig sind. Also als wirkliche
24Weinprobe taugt sie nichts. Herr Hahnemann hat deßwegen eine
25eigene Probe erfunden, die blos das Bley niederschlägt. – Der
26schwarze, metallische Niederschlag ist eigentlich das Gefährliche.
27§. 21.
28Materie. Volumen. Masse.
29Drey merkwürdige Worte, die unendlich oft in der Physik vor-
30kommen! Man muß sich also ihre Bedeutung ja recht geläufig
31machen. Materie heißt das, was in dem Raume widersteht. Volu-
32men ist die Größe der Ausdehnung eines Körpers. | Masse heißt52
33die Menge der Materie im Volumen.
34Als man den großen Franklin einst fragte: welches wohl der
35dichteste Körper sey? antwortete er: die Luft – und wirklich
36könnte sie auch so dicht zusammen gedrückt werden, daß das
37Gold darinn schwimmen würde. Bekanntlich gründet sich auf
38diesen Gedanken die Soulavie-Franklinsche Theorie von der
39Entstehung der Erde, die man unter andern auch im Göttingi-