1steht immer die Frage: Sollte es nicht ein simpleres Phänomen
2geben, aus welchem dieß Gesetz hergeleitet werden könnte? | Dieß265
3hat nun Lesage mit erstaunendem Glück und Geist ausgeführt.
4Lesagesche Theorie über die Ursache der Schwere.
5Ein Naturphänomen erklären, heißt seine Abhängigkeit von Na-
6turgesetzen herleiten, die allgemein sind, bis man irgend bey
7einem stehen bleiben muß, wo man nicht mehr weiter kommen
8kann. Es geht hier gerade so, wie mit der Genealogie in der Bibel;
9der war Adams, der war Gottes.
10Kann man nun die Schwere schon als ein so einfaches Gesetz
11betrachten? Vielleicht nicht. Diejenigen, welche sagen, die Erde
12hat eine anziehende Kraft, sind am Ende. Allein andere sagen,
13man kann noch ein viel simpleres Gesetz ausfindig machen, und
14das Phänomen durch den Stoß erklären. Und warum sollte man
15sich abschrecken lassen, zu untersuchen, ob | eine solche Erklä-266
16rung auch Stich halte. Der Mensch ist nun einmahl ein Ursach-
17forschendes Thier, und das muß man ihm ja nicht übel nehmen.
18Dadurch hat er es in der Welt so weit gebracht. – So hätte man ja
19auch z.B. bey der Schwimmkraft stehen bleiben können. Aber wie
20schön ists, daß man weiter gieng!
21Bey der Attraktion kömmt einem gleich das lästig vor, daß
22man sich bey den Körpern eine Wirkung in die Ferne denken
23muß – ohne die Dazwischenkunft einer Mittelmaterie. So etwas
24können wir uns nicht vorstellen. Aber wie viel leichter kann man
25sich beym Stoße die Sache denken! Ferner, welch ein zusam-
26mengesetztes Gesetz ist doch das Gesetz der Schwere z.B. bey
27den Planeten! Da heißt es: sie verhalte sich verkehrt, wie das
28Quadrat der Entfernung. Warum | richtet sie sich denn nicht nach267
29dem Abstande selbst, oder nach dessen Würfel, sondern gerade
30nach dem Quadrate? Aber wie viel einfacher wird alles beym
31Stoße! Freylich, die Ursache des Stoßes und der Bewegung kennen
32wir nicht, und dürften sie vielleicht in Ewigkeit nicht kennen
33lernen. Aber genug, daß man der Sache, bey der man stehen
34bleiben kann, weit näher gekommen ist. Drittens bey der Attrak-
35tion ist man eigentlich noch gar nicht fertig; man muß von da
36aus erst wieder seine Zuflucht zum Stoße nehmen. Viertens, man
37reicht mit der Attraktion noch gar nicht aus, sondern muß auch
38noch eine Repulsion annehmen. Man bedenke die Wirkungen des