IV. Statik und Mechanik. §. 108.
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1erklärt werden könne, wenn man die Geschwindigkeit derAtomes
2gravifiquesnur der des Schalles gleichsetzt. – Man sage nicht, daß
3bey dem Fall der Körper eine absolute Kraft wirken muß, weil
4die Bewegung gleichförmig beschleunigend ist; hingegen daß die
5Corpuscules gravifiquesnur relative wirken. Aber wer hat den
6steten | Wachsthum der Beschleunigung beym Fall der Körper281
7noch je bemerkt! Wir müssen ihn freylich bey unsern Versuchen
8und Rechnungen so annehmen, aber ist er deßwegen auch in der
9Wirklichkeit so! Und was die relative Wirkung derCorpuscules
10gravifiquesbetrifft, so ist sie ja so geschwind, daß sie immer für
11absolut gelten kann. – Nimmt man zu dieser Theorie noch die
12Trägheit: so kann auch daraus das Keplersche Gesetz herge-
13leitet werden, daß sich nämlich die Quadrate der Umlaufszeiten
14verhalten wie die Cubi ihrer mittleren Entfernung von der Sonne.
15Ist dieß wirklich nicht zum Erstaunen! Und wer weiß wie viele
16Irregularitäten man daraus wird erklären können, die bisher noch
17Niemand erklären konnte z.B. bey den Planeten! – Man nimmt
18immer die Attraktion an. Vielleicht | rühren aber diese Irregulari-282
19täten gerade daher, weil wir die Attraktion übel erklären!
20Es bleibt also um diese Theorie immer eine recht herrliche
21Sache! Wäre sie auch nur ein Bild, unter welchem man sich die
22Attraktion vorstellen kann: so sind wir ja Menschen, welche sol-
23cher Bilder bedürfen, welche sie lieben – welchen sie vortheilhaft
24sind.
25Epikur und Lukrez, die dem Demokrit folgten, nahmen die
26Erde platt an. Sie nahmen auch eine Art von Atomen an, welche
27auf dieselbe regneten. Hätten sie sich nun die Erde rund gedacht,
28so wären sie schon auf die Lesagesche Theorie verfallen – und
29würden auch schon die Ursache von der Ebbe und Fluth entdeckt
30haben. – Daher heißt auch die | Lesagesche Abhandlung in den283
31Berliner-Memoiren:Lucrece Newtonien.
32Das Bisherige ist gleichsam der erste Theil der Lesageschen
33Theorie! Er blieb aber nicht bey der Schwere allein stehen. Er
34erklärt aus seiner Theorie auch die Bewegung der elastischen Flui-
35dorum, der chemischen Affinitäten u.s.w. Ehe wir aber zu diesem
36zweyten Theile gehen, müssen wir noch auf die verschiedenen
37Einwürfe Rücksicht nehmen, welche man gegen den ersten Theil
38erhoben hat.
39Die Haupteinwürfe, außer den bereits angeführten, wegen der
40Subtilität und Geschwindigkeit der Corpuscules gravifiques, sind
41nun folgende: