1§. 151 folg.
2Dieses Gesetz findet auch bey gekrümmten Röhren, oder bey der
3sogenannten Tubis communicantibus statt. – Man bringe in eine
4solche Röhre rothes Wasser, und halte sie in ein ruhig stehendes
5gewöhnliches Wasser, und wenn die eine Röhre nur ein Haarröhr-
6chen, die andere aber so groß wäre, daß sie das Weltmeer fassen
7könnte, so würde doch das Wasser in Beyden in eine horizontale
8Lage kommen | müssen. – Man darf nur auf eine Röhre sehen;406
9die andere folgt von selbst. Die Dan. Bernoullische Erklärung
10dieses Phänomens läuft darauf hinaus: Daß das Wasser gleichsam
11jedes Gefäß, selbst zum Wasser mache, und daß vorher, das Gefäß
12selbst aus Wasser gewesen sey. – Man fühlt freylich gleich, daß
13dieß keine geometrische Demonstration sey; aber man denke ja
14nicht, daß man sie anderwärts vielleicht besser finden werde.
15Zum Trost kann man sagen: Wenn wir wüßten, was die Gefäße
16eigentlich thun, so würde die Sache lange nicht so schwer seyn.
17§. 155.
18Schöne Anwendungen des Phänomens bey gekrümmten Röh-
19ren, sind Wolfs anatomischer Heber und s’Gravesande’s Follis
20hydrostaticus. Jener hat den Namen daher, weil man | eine Haut407
21oder Blase darauf sehr gut ausspannen, und so weiter bearbeiten
22kann. Dieser kann mit mehr denn 100 Pfund beschwert werden,
23und füllt man ihn mit Wasser, so wird jene Last doch in die Höhe
24gehoben. – Eben so kann man sich die Sache mit einer Glasröhre
25erläutern, durch welche man, an einem Bindfaden eine Bleyplatte
26hält. Senkt man die Röhre tief genug in das Wasser, so fällt die
27Platte nicht von derselben. Bley verhält sich zu Wasser, wie 11 : 1.
28Man wollte aus diesem Phänomen das General-Phänomen bey
29gekrümmten Röhren erklären, so ungefähr, wie beym Hebel,
30wenn sich die Last auf der einen Seite, wie zur Distanz vom Hypo-
31mochlio, auf der andern verhält. Aber hiemit ist wirklich nicht
32auszukommen. Wie will man dann hier aus das erste erklären,
33wenn die Krüm|mung in den Röhren nicht regelmäßig ist, und408
34überhaupt ist ja hier bloß vom Gleichgewichte die Rede.
35Daß die beyden Ausdrücke am Ende des Paragraphen vollkom-
36men gleichbedeutend sind, erhellet folgendermassen. Es seyen
37zwey Cylinder A und B gegeben. Von A sey die Peripherie = 6
38Fuß, also der Diameter = 2 Fuß; und von B die Peripherie = 3