Erstes Bändchen.
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1u.s.f. Sie werden immer feiner und feiner, und zuletzt so subtil,
2wie die feinsten Haare, besonders am untern Ende des Cylinders.
3Ein sehenswerthes Phänomen!
4Der Silberbaum (arbor Dianae) ist eine Krystallisation des Sil-
5bers. Es sieht vorzüglich unter dem Vergrößerungsglase sehr nett
6aus. Man hat auch Gold|bäume. Allein dieß ist ein bloßet Betrug.533
7Das Glas ist nur gelb. – Der Erfinder des Silberbaums ist unbe-
8kannt. Lichtenberg hat die Bereitung desselben vom Hrn. Prof.
9Pickel zu Würzburg – und dieser vom Ingenhous zu Wien geler-
10net, der aber wieder nicht der Erfinder davon war. Von Lich-
11tenberg hat sie Göttling gelernt, und dann in einem Journal
12öffentlich bekannt gemacht. – Das Rezept dazu ist kurz dieses:
13Man löst Silber in Salpetersäure auf. Diese muß vollkommen mit
14dem Silber saturirt seyn, und dann erst mit destilliertem Wasser
15ein wenig verdünnt werden – ein wenig, i.e.quantum satis; das
16muß schon jeder hernach selbst einsehen. Nun spült man mit
17dieser Auflösung eine Kugel von Glas rein aus, und bringt einen
18Ring von Messing oder Kupferdraht hinein – auf den | Boden534
19der Kugel – aber so, daß man ihn wieder heraus nehmen könne,
20also in einer fortlaufenden Stange. So wie der Draht sich mit der
21Salpetersäure verbindet, setzt sich um die äußere Gränze dessel-
22ben immer mehr präzipitirtes Silber an, welches sich nach und
23nach in der hohlen Kugel rund umher immer mehr und mehr
24hinauf zieht, und am Ende kleine lange Silberästchen mit subtilen
25Silberblätterchen bildet. Das Ganze sieht wie ein sich zirkelförmig
26erhebendes feines Silbergesträuch aus, dessen Basis der kleinere
27Zirkel ist, innerhalb welchem die neue Kupfer- oder Messing-
28Auflösung zusammen gesunken ist, und ausserhalb welchem die
29kleinen Silberästchen wie eingewurzelt sind. – Um diesen herr-
30lichen Silberbaum, der von keinem Mahler in der Welt schöner
31gezeichnet werden könn|te, noch sichtbarer darzustellen, nimmt535
32man die neue Auflösung mit einem feinen Saugeschwamm oder
33Pinsel heraus, läßt alles trocknen, und nun die hohle Kugel mit
34Dunst oder Rauch aus Terpentinöhl schwarz anlaufen. Zu dem
35Ende taucht man Lampendocht, Baumwolle, oder so etwas in Ter-
36pentin, zündet es an, und läßt es so lange in die Glaskugel hinein
37brennen, bis sie ganz von dessen schwarzen Dunst angelaufen ist.
38Während dieser Operation muß man aber mit einem Blasebalg
39frische Luft in die Kugel bringen, damit sich die in einem so
40verschlossenen Raum eingeengte Luft nicht dephlogistisire und
41die Terpentinmaterie sich entzünde. – Will man solche Kugeln