1Siebenter Abschnitt.1
2Von der Luft.
3§. 202.
4Begriff von der Luft.
5Wir sind allenthalben von einem Fluidum umgeben, das man
6die Luft nennt, und von dessen Daseyn man sich auf der Stelle
7mit seiner flachen Hand, so wie mit jedem Fächer, und auf tau-
8send andere Arten überzeugen kann. Dieses Fluidum umfließt
9unsere ganze Erde, und bildet um dieselbe ein Luftmeer, auf des-
10sen Boden wir wandeln, in welchem die Vögel wie die Fische
11herum schwimmen, und dessen Höhe man zu 10–12 geographi-
12sche Meilen annimmt, aber eigentlich nicht gewiß bestimmen
13kann. – Die Luft ist unsichtbar. Jedoch dieß gilt nur von kleinern
14Portionen derselben. Stellt | sie sich uns in großer Quantität dar,2
15so erscheint sie von hellblauer Farbe. Das, was wir den blauen
16Himmel nennen, ist die Luft. – Wie wichtig die Luft für uns
17sey, darf wohl nicht erst gesagt werden. Wir könnten nur wenige
18Minuten ohne sie leben. Ohne sie hätte unser Feuer keine Nah-
19rung. Sie ist das Vehikel für die Töne, die Musik, und die Sprache.
20Wenn Gegenden vor Hitze verschmachten, so geräth die Luft in
21Bewegung, oder führt regenschwere Wolken dahin, oder zersetzt
22sich selbst in Wasser, und erquickt wieder die lechzende Gegend.
23Vermittelst der Luft sind die Welttheile miteinander verknüpft
24worden. – Aus diesem Allen ergiebt sich wohl von selbst, wie
25interessant die Lehre von der Luft für uns seyn muß.
26§. 203.
27Elasticität der Luft.
28Die Elasticität der Luft wird recht gut bewiesen mit dem Eindrin-
29gen des Was|sers in ein mit der Oeffnung nach unten gekehrtes3
30Glas, das man in einem Gefäß dergestalt unter Wasser taucht,
31daß der Rand desselben die Oberfläche des Wassers ringsherum
32zugleich berührt. Nur muß man den Umstand, daß das Glas
33immer stärker aufwärts getrieben wird, je tiefer man es unter-
34taucht, nicht der Elasticität der Luft, wenigstens nicht derselben
35allein zuschreiben. Der nähmliche Umstand ereignet sich ja auch