1ein mit Wasser gefülltes Glas, Wein gießen will: | da muß man vor-99
2her das Glas von dem Wasser leer machen. – Das nähmliche findet
3nun auch statt, wenn man in ein Glas, das voll atmosphärischer
4Luft ist, eine andere Luftart gießen will. Das Glas muß vorher von
5der atmosphärischen Luft leer gemacht werden. Dieß geschieht
6nun auf eine ganz sonderbare Weise. Um die atmosphärische Luft
7heraus zu bringen, muß man das Glas mit Wasser füllen. Jetzt ist
8das Glas leer. Nun wird die Bouteille mit der Luftart, welche man
9in dasselbe bringen will, darunter gehalten. So steigt denn die Luft
10in die Höhe, weil sie leichter als das Wasser ist, und treibt immer
11so viel Wasser aus demselben, bis es endlich ganz damit gefüllt ist.
12– Dieß alles geschieht nun vor der Priestleyschen Tonne deren
13Einrichtung kurz folgende ist.
14Das Gefäß AB (Fig. 14.) ist bis CD mit Wasser gefüllt. Unter
15dem Wasser ist an demselben ein dickes Brett E angebracht. |
16welches unten einen trichterförmigen Einschnitt F hat, und durch-100
17löchert ist. Ueber die Oeffnung bey G wird nun die Glocke H, die
18mit Wasser gefüllt ist, und in welche die Luftart hineingebracht
19werden soll, gestürzt. Unter dem Trichter F bringt man das Glas
20I an, das mit der Luftart voll ist, und aus welchem dieselbe in die
21Glocke H gebracht werden soll. Sobald dieß nun geschieht, perlt
22die Luft heraus und in die Höhe, in die Glocke H, aus welcher sie
23eben so viel Wasser verdrängt, das zur Oeffnung G in die Tonne
24herabfließt.
25Es folgen nun die einzelnen Luftarten in der Ordnung, in wel-
26cher sie in der obigen Tabelle angeführt sind.
271. Sauerstoffgas (Gaz oxygène.)
28Wird am wohlfeilsten erhalten, aus dem bey starkem Feuer ge-
29schmolzenen Salpeter, und dem krystallinischen Braunstein. | –101
30Fontana hat aus einem Kubikzoll Salpeter 800 Kubikzoll Luft
31erhalten. Die größte Menge, die Priestley erhalten hat, war:
321200 Unzenmaaße aus 2 Unzen Salpeter d.i. 134 Göttingische
33Quartierbouteillen aus34Pfund. Das Sonderbare ist noch, daß
34jemehr man erhält, desto besser die Luft wird. – Die Pflanzen,
35aus welchen man diese Luft erhalten kann, sind größtentheils
36ausländische z.B.Agave americana, Cactus triangularis, Cactus
37peruvianus, und Cactus caeruleus. Man verfährt dabey so: man
38bringt diese Pflanzen in eine Glocke, füllt dieselbe mit Wasser,
39stürzt sie auf einen Teller, auf welchem natürlich auch etwas Was-