1§. 296.
2Erregung der Töne.∗
3Wie auf den verschiedenen musikalischen Instrumenten die Töne
4hervorgebracht wer|den, ist bekannt. Eine andere Art Töne zu311
5erregen, ist folgende. Wenn man Zink in ein Medizinglas wirft,
6und dann zuerst Wasser, hernach Salzsäure darauf gießt: so ent-
7steht inflammable Luft. Setzt man nun auf die Oeffnung des
8Glases eine kurze Röhre, zündet die Luft an, und hält eine lange
9Glasröhre darüber: so entsteht ein herrlicher Ton. – Die sie-
10denden Theekessel geben einen ähnlichen Ton von sich, und es
11ist auch ganz dasselbe. – Wenn man die inflammable Luft mit
12Eisenfeilstaub macht, kann man jenen Ton nicht erhalten. Hieher
13gehört auch die Riesen- oder Wetterharfe in Basel. Lichtenberg
14beschrieb sie im Götting. Taschenkal. für das Jahr 1792. Der
15Erfinder davon ist Pater Ventan, Probst zu Bürkli, unweit Basel.
16Er | war ein großer Liebhaber vom Scheibenschießen, aber auch312
17dabey sehr podagraisch. Er mochte oder wollte sich keinen eige-
18nen Mann halten, der ihm angezeigt hätte, ob er getroffen oder
19nicht getroffen hat. Er erfand also eine Methode die Scheibe ans
20Fenster zu ziehen. Dieß bewerkstelligte er mit einem Drath ohne
21Ende. Da hörte er denn, daß dieser Drath zuweilen des Nachts die
22angenehmsten Töne gab. Dieß machte sich ein gewisser Haupt-
23mann Haas in Basel zu Nutzen, und spannte mehrere Saiten von
24Eisendrathe auf. Sie hatten eine Länge von 320 Fuß und eine
25Dicke von 1, 112und 2 Linien, und tönten bey jeder Veränderung
26des Wetters; weßwegen er auch dieser Vorrichtung den Nahmen
27der Wetterharfe gab.
28Man hat sich auch Mühe gegeben Menschenstimmen nach-
29zuahmen. Die Akademie der Wissenschaften zu Petersburg gab
30darüber eine Preisfrage auf, und Kra|tzenstein zu Kopenha-313
31gen, erhielt den Preis. Allein es kam doch nie etwas rechtes zum
32Vorschein. Wolfgang v. Kempelen’s Schrift enthält viel Gutes
33über diesen Gegenstand. – Bisher kann also blos der Kuckuck auf
34den Uhren thierische Stimmen nachahmen. Man sieht, es wäre
35von großem Nutzen, und vielleicht entdeckt es noch einmahl die