1§. 319. 320.
2Bewegung der Gegenstände.
3Eine Bewegung wird durchaus nicht gesehen, sondern bloß ge-
4schlossen. Indeß, wenn die Zeit sehr kurz ist, während welcher
5man einen Körper an verschiedenen Orten sieht: so pflegt man
6auch zu sagen: man sehe die Bewegung. Und da entsteht dann
7die Frage: Wie groß muß eine Bewegung oder Geschwindigkeit
8seyn, die man sehen kann; Die Bewegung des Minutenzeigers sieht
9man, aber nicht jene des Stundenzeigers. Wie langsam muß also
10etwas gehen, damit es aussieht, als ob es ruhte? Man hat dieß auf
11folgende Art zu berechnen gesucht. Wenn | man einen Stern im358
12Aequator z.B. den obersten im Jakobsstab des Orion eine Sekunde
13lang betrachtet, so kann man nicht bemerken, daß derselbe wäh-
14rend dieser Zeit fortrücke. Demungeachtet aber, rückt dieser Stern
15innerhalb einer Sekunde um einen Winkel von 15 Sekunden fort.
16Also wird ein Gegenstand dem Auge stille zu stehen scheinen,
17wenn sein Weg, den er in einer Sekunde durchläuft, im Auge einen
18Winkel von 15 Sekunden macht. Nun stellt die Entfernung des
19Stern vom Auge den Cosinus des Winkels, die Fortbewegung aber
20in einer Sekunde, den Sinus desselben vor, und aus der Trigonome-
21trie ist bekannt, daß Tang. x =Sin. xCos. xseye. Der Sinus des Winkels
22von 15 Sekunden ist aber = 7273 und der Cos. = 10,000000.
23Folglich wird ein Gegenstand dem Auge stille zu stehen scheinen,
24wenn sich sein wahrer Weg zu seiner Entfernung wie | 7273 :359
2510,000000 oder fast wie 1 : 1375 verhält. – Allein man sieht
26gleich, daß dieß keine allgemeine Regel geben kann. Mancher
27sieht schärfer als der andere u.s.w.
282. Reflexion der Lichtstrahlen.
29(Zurückwerfung – Katoptrik.)
30Beyweitem das Allermeiste, was über diese Eigenschaft der Licht-
31strahlen gesagt werden kann, gehört in die angewandte Mathe-
32matik. Daher soll es denn auch hier nur ganz summarisch abge-
33handelt werden.