1§. 354–361.
2Wie die Linsen Bilder zeigen.
3Es ist hierüber folgendes zu bemerken:
41. Der Ort des Bildes liegt im Konvergenzpunkte der gebroche-
5nen Strahlen. Dieß ist aus den Grundsätzen über den Ort der
6Bilder bekannt. Da sich nun dieser Konvergenzpunkt durch
7Rechnungen finden läßt, so wird sich auch die Entfernung des
8Bildes durch Rechnung, und also durch eine allgemeine For-
9mel bestimmen lassen. Mit einem Worte, Entfernung des Bil-
10des und Vereinigungsweite (S. 422.) und Brennweite (S. 417.)
11ist vollkommen einerley. Man findet sie also nach der bekann-
12ten Formel:φ =dfd − f(S. 304.), wo
13d, die Entfernung des Objektes vom Glase, und f, die Brenn-426
14weite desselben =2RrR+r(S. 302.) bedeutet. Die Entfernung des
15Objektes vom Glase verhält sich immer zur Entfernung des
16Bildes von demselben, wie der Halbmesser des Objektes zum
17Halbmesser des Bildes.
182. Das Bild erscheint immer vor dem Glase, wenn der Gegen-
19stand hinter demselben, und das Glas also zwischen beyden
20liegt. Bey den Bildern der Spiegel ist dieß gerade umgekehrt,
21die Fälle ausgenommen, wo Gegenstand und Bild vor densel-
22ben ist.
233. Hohlgläser geben keine Bilder, sondern blos die konvexen.
24Die Hohlgläser zerstreuen ja die Strahlen, wie wir gesehen
25haben. Da nun aber der Punkt eines Bildes nur da gesehen
26werden kann, wo zwey unendlich nahe einfallende Strahlen
27sich durchschneiden, wo es also | einen Konvergenzpunkt der427
28gebrochenen Strahlen gibt, dieses aber bey Hohlgläsern nicht
29der Fall ist: so sieht man, daß sie auch kein Bild von den
30Gegenständen machen können. Sie fahren aber aus dem Glase
31in einer solchen Lage auseinander, daß sie rückwärts verlän-
32gert, hinter dem Glase in einerley Vereinigungspunkt zusam-
33men laufen würden. Daher nimmt man diesen eingebildeten
34Vereinigungspunkt der Strahlen, als das Bild des Objektes an.
35Dieß Bild ist aber nur ein mathematisches und kein physisches
36Bild.