1sind. Man kann | daher die Ursache der verschiedenen454
2Farben, nicht in den verschiedenen Graden der Stärke des
3Lichtes suchen.
4Es muß sich also durchaus noch ein anderer Unterschied
5unter den Lichtstrahlen finden, woraus sich die Verschie-
6denheit der Farben herleiten läßt; und worin könnte dieser
7anders liegen, als in der verschiedenen Anzahl der Schwin-
8gungen, wodurch die Strahlen erzeugt werden? – Eine jede
9einfache Farbe (um sie von den gemischten zu unterschei-
10den) rührt von einer bestimmten Anzahl von Schwingun-
11gen her, die in einer gewissen Zeit geschehen. So bringt eine
12gewisse Anzahl von Schwingungen in einer Sekunde die
13rothe Farbe hervor, eine andere die gelbe, eine andere die
14grüne, wieder eine andere die blaue, und noch eine andere
15die violette, welches die einfachen Farben sind, so wie wir
16sie im Regenbogen sehen.
17Wir müssen uns vorstellen, daß die kleinsten Theilchen455
18auf der Oberfläche eines Körpers sich wie die Saiten eines
19Instruments, in einer gewissen Spannung befinden, die
20durch ihre Masse und Elasticität bestimmt wird, und daß,
21wenn sie nur auf die gehörige Weise berührt werden, sie
22in eine schwingende Bewegung gerathen, die nach dem
23Grade der Spannung schneller oder langsamer seyn wird.
24Wenn also die Theilchen eines Körpers eine solche Span-
25nung haben, daß, wenn sie erschüttert werden, sie in einer
26Sekunde so viel Schwingungen machen, wie z.B. die rothe
27Farbe erfordert: so nenne ich diesen Körper roth, so gut wie
28der Bauer, und ich sehe keinen Grund, warum ich von der
29einmahl angenommenen Art zu sprechen abgehen sollte.
30Mit gleichem Rechte, wird man auch die Strahlen, welche
31eben so viel Schwingungen machen, roth | nennen kön-456
32nen; und wenn die Nerven des Auges von diesen Strahlen
33berührt worden, so haben sie die Empfindung der rothen
34Farbe.
35Dieß ist alles klar und deutlich, und ich sehe keine
36Nothwendigkeit zu dunkeln und geheimnißvollen Aus-
37drücken, die im Grunde zu nichts taugen, meine Zuflucht
38zu nehmen. Freylich sind wir noch nicht so weit gekom-
39men, die Anzahl der Schwingungen einer jeden Farbe zu
40bestimmen, und wir wissen sogar noch nicht einmahl, wel-
41che Farben mehr oder weniger Schwingungen erfordern,