1gehen. So z.B. besteht die nächste Farbe, an der Hauptfarbe G
2aus 11 Theilen G, und einem Theil der andern Hauptfarbe, wohin
3diese Reihe führt, z.B. B, die zweyte Farbe besteht dann aus 10G
4und 2B; die sechste aus 6G und 6B u.s.w. Die Mischungen aus
5drey Farben, sind innerhalb dieser drey Hauptreihen enthalten.
6Werden nun die Abstufungen dieser 91 Farben zwischen
7Schwarz und Weiß in ein Prisma oder in eine Pyramide vertheilt:
8so kommen 364 · 2 = 728, und zu dieser Pyramidalzahl, die
9Triangularzahl 91 gezählt, gibt 819 Farben.
10Bey dieser Gelegenheit sprach Lichtenberg auch von Mayers
11Wachsmahlerey. Sie bestand darinnen, Figuren in Wachscylin-
12dern, die ganze Tiefe hiedurch sichtbar zu zeichnen. Er hatte
13dabey die | Absicht die Farben in Wachs zu erhalten. Eine andere465
14Absicht war: Bacchus und Erigene. Er hat diese Kunst niemand
15bekannt gemacht, und sie ist bis jetzt von niemand wieder erfun-
16den. Das Geheimniß ist mit ihm ausgestorben.
17In der Lehre der Farbenmischung ist vor Mayer wenig gesche-
18hen. Auch jetzt sind wir darinn hauptsächlich deßwegen nicht
19weiter, weil es sehr schwer ist, die Nüancen der Farben zu bezeich-
20nen, ohne daß man sie sieht. Musiknoten kann man in die ganze
21Welt schicken, und es wird sie Jedermann spielen. Zu den Farben
22hingegen haben wir keine solche Noten, sondern, wenn wir sie
23spielen sollen, so müssen wir die Musik gleichsam selbst ver-
24schicken. Z.B. von den Olivenfarben der Südseeinsulaner haben
25nur wenige einen Begriff; denn was kann man sich unter den Oli-
26venfarben alles denken! Lichtenberg sah den berühmten Omai
27in England. Seine Farbe war so, | wie wenn man mit Bärenzucker-466
28saft oder Lakritzensaft einen Streifen Papier fein übertüncht.
29Die Farbenmischungen sind außerordentlich schwer; weil nicht
30gleiche Theile von zwey oder mehreren Farben, die Mittelfarbe
31geben. Für Mayers Augen gaben 88 Theile blau und 12 Theile
32gelb das erste Grün. Bey dem Exemplare von Mayers Farben-
33theorie, welches Lichtenberg dem König Georg III. übergab,
34mischte und ordnete er die Farben trocken; denn das Mahlen
35derselben kann nicht accurat genug ausfallen, da durch chemische
36Prozesse so viel verändert wird. Um die Farbenmischung auch
37trocken wohl zu treffen, machte Lichtenberg immer mehrere
38Mischungen, und ließ dann scharfe Augen entscheiden, welches
39zwischen diesen und jenen Farben die mittlere Temperatur sey.
40Frauenzimmer-Augen sind hiezu besonders geschickt. Sie unter-