1ansieht, und dann plötzlich wegzieht, der erste Eindruck grün
2ist; umgekehrt, wenn man durch ein grünes Glas sieht, der erste
3Eindruck roth ist.
4Eine merkwürdige und bisher noch nicht erklärte Erscheinung
5biethen auch die gefärbten Schatten dar. Wenn man nähmlich
6morgens beym Anbruche des Ta|ges bey einem Talglicht liest, und470
7den Schatten z.B. des Fingers, der durch dasselbe verursacht wird,
8so auf einem weißen Papiere auffängt, daß zugleich der Schatten
9des Fingers von dem Tageslichte auf das Papier fällt: so wird der
10erstere himmelblau, der letztere gelb erscheinen. – Auch beym
11Untergehen der Sonne sieht man herrliche farbigte Schatten.
12Das in der Note des Verfassers (§. 386.) angeführte Buch über
13diesen Gegenstand verdient von Jedem gelesen zu werden, der
14über denselben näher belehrt zu werden wünscht. Ferner eine
15Abhandlung von Thompson, oder dem Grafen Rumford in den
16Philos. Trans.1794. Auch Göthe, der berühmte Dichter zu Wei-
17mar, hat darüber herrliche Versuche angestellt.
18§. 383–392471
19Vom menschlichen Auge.
20Die Gestalt des Augapfels (bulbus oculi) kömmt der Kugelgestalt
21sehr nahe, nur daß vorne der durchsichtige Theil weiter hervorra-
22gend ist. Sein Längendurchmesser beträgt beym Auge des erwach-
23senen Menschen 1112Pariser Linie, also beynahe einen Zoll. – Er
24ist in der Augenhöhlung (orbita), nach allen Seiten durch sechs
25Augenmuskeln beweglich, und kann durch den häutigen Ueber-
26zug die Augenlieder (palpebrae), und durch die Haare an diesen
27Augenliedern, die Augenwimper (cilia) bedeckt, und vor einfal-
28lenden Unreinigkeiten, und zu starkem Lichte geschützt werden.
29Von den Augenliedern und Augenwimpern muß man die Augen-
30braunen (supercilia) unterscheiden.
31Der Augapfel besteht aus verschiedenen Häuten (membranae,
32tunicae), und | aus so genannten Feuchtigkeiten (humores). Die472
33Häute werden incommunesundpropriaseingetheilt. Zu jenen
34gehört die harte Haut (sclerotica) die braune Haut (chorioidea)
35und die Netzhaut (retina), zu diesen: derorbiculus ciliaris, dieiris
36und dasligamentum ciliare. Zu den Feuchtigkeiten gehört: die
37wässerigte, die gläserne und die krystallene Feuchtigkeit.
38Die harte oder feste Haut (tunica sclerotica) macht den äuße-
39ren Umschluß des ganzen Augapfels aus. Je mehr sie sich dem