IX. Von dem Wärmestoffe. §. 423.
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1§. 425. 426.30
2Eigenschaften einiger gefrornen Körper.
3Es ist bey weitem nicht von allen Körpern wahr, daß sie nach
4dem Gefrieren einen kleineren Raum einnehmen. Hieher gehört
5vorzüglich unser Wasser. Die Ausdehnung desselben zum Eise,
6verhält sich nach dem Pyrometerversuchen Mairans, wie 13 : 14;
7nach Mulgraves und Irwings Versuchen, wie 14 : 15. Daher
8schwimmt denn das Eis auf dem Wasser. Hingegen wenn die
9Salpetersäure gefriert, so fällt das Eis sogleich zu Boden. So auch
10das Eis vom Wasser, das mit vitriolsaurer Luft imprägnirt ist. –
11Hieher gehören ferner auch einige Metalle, deren Eis ebenfalls
12leichter ist, als ihr Wasser. So z.B. daß Gußeisen, wovon unsere
13Oefen gemacht werden, ferner Spießglas, auch Schwefel. Dieß
14ist auch | die Ursache, warum man mit dem Schwefel so gut31
15abgiessen kann. Auch das Eisen ist dazu vortrefflich. Selbst die
16kleinsten Dinge lassen sich damit ausdrücken, nur muß man nicht
17auf unsere Oefen provociren, bey welchen sehr rohe Formen zu
18Grunde liegen. Die Abgüße von Bley z.B. sind schon lange nicht
19so schön.
20Nun was mag die Ursache von dieser specifischen Leichtig-
21keit einiger gefrornen Körper seyn? Wir wollen beym Wasser
22stehen bleiben, weil sich die Erklärung davon auch auf alles übrige
23anwenden laßt. Die Herrn Endzwecksphilosophen sagen, das Eis
24des Wassers sey darum leichter, als das Wasser, weil sonst die
25Fische erdrückt werden würden. Mag seyn; aber natürlich giebt
26dieß noch über die eigentliche Ursache keinen Aufschluß. – Man
27findet im Eise Blasen, das ist gewiß; und daß diese Blasen den
28Effekt vermehren, ist wohl auch leicht einzusehen. Aber die allei-
29nige | Ursache sind sie nicht davon. Man kann in mancher dün-32
30nen Eisscheibe, mit dem beßten Vergrößerungsglase keine Blasen
31entdecken und doch schwimmt sie auf dem Wasser. Den wah-
32ren Grund hat man vielmehr in einer Art von Krystallisation
33zu suchen. Bey ihrer Annährung ziehen sich die Theilchen nach
34andern Seiten, und so entstehen also leere Räume.
35Daß die Luftblasen von dem kleinern specifischen Gewichte des
36Eises nicht die Ursache seyn können, erhellet daraus, weil sich
37dann nicht erklären ließe, wie gefrorne Steine, Bäume, Gefäße
38u.s.w. bersten, wie das Pflaster auf den Strassen sich heben könnte.
39Der armseligen Luft kann dieß doch unmöglich zuzuschreiben