IX. Von dem Wärmestoffe. §. 429.
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1über die Oberfläche des Wassers hervor, stand also mit 900 unter
2dem Wasser, und ihr Cubikinhalt betrug folglich 6069 Millionen
3Cubikfuß. Es traf sich gerade, daß etwas von der Insel losschmolz.
4Natürlich drehte sich jetzt die ganze Masse, weil der Schwerpunkt
5verändert wurde, und das gab eine fürchterliche Bewegung.
6Eine andere merkwürdige Eigenheit des Wasser-Eises ist, daß
7das Wasser nicht gleich bey dem Grade der Kälte friert, den es
8eigentlich | braucht. Es friert nicht immer, wenn das Thermometer44
9auf den Gefrierpunkt steht, welchen man besser den Aufthau-
10punkt nennen sollte. Gießt man vorzüglich Oel auf das Was-
11ser, so hält es eine Kälte aus, die zum Erstaunen ist. – Wirft
12man nun in solchen Fällen ein Stückchen Eis hinein, so befördert
13dieß das Frieren sehr. Es ist möglich, daß auch Lufttheile, die ins
14Wasser fallen, das Gefrieren befördern und das Frieren deßwe-
15gen ausbleibt, wenn man Oel über das Wasser gießt, weil dann
16die Lufttheile verschlossen werden. Aber die eigentliche Ursache
17des Phänomens kennt man nicht. Es scheint Erschütterung dazu
18nöthig zu seyn, wenn das Wasser, so wie jedes andere Fluidum,
19gefrieren soll. – Wenn sich im Winter die feinen Reifcrystalle an
20die Haare der Menschen und Thiere, an die Bäume setzen, so
21sagen die Rheinländer: der Rhein wird nun bald zufrieren.
22§. 429.45
23Phänomen des Schmelzens.
24Das Entgegengesetzte von dem Gefrieren flüßiger Körper, ist das
25Schmelzen der festen. Jedermann kennt das Phänomen, das weiter
26unten erst erklärt werden kann. So z.B. müssen, wenn aus Eis
27flüßiges Wasser werden soll, 140 Grade vom Wärmestoffe ver-
28schlucket werden.
29Manche Körper brauchen so wenig Kälte zum Gefrieren, daß
30sie schon aufthauen, wenn man sie eine kleine Weile in der war-
31men Hand hält. Das eklatanteste Beyspiel hierüber ist das Janua-
32riusblut, das seinen Nahmen von dem heiligen Januarius hat,
33der in Neapel so göttlich verehrt wird, daß es Kirchen giebt,
34welche die Aufschrift haben:Sancto Januario et Deo optimo
35maximo. Es wird auch daselbst, als ein Mittel gebraucht die Ketzer
36aufzuspüren. Wird es in der Nähe eines Fremden, den | man in46
37Verdacht hat, flüßig, so ist es ein gutes Zeichen; ein übles wenn
38es nicht flüßig wird. So wäre es einmal einem Grafen N. bald
39übel gegangen. Die Lazaroni machten schon ein Auge auf ihn.