Drittes und letztes Bändchen.
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1Die Dampfmaschine.
2Gereicht irgend eine Maschine dem menschlichen Geiste zur Ehre,
3so ist es die Dampfmaschine. Es ist dabey Chemie und Mechanik
4auf das glücklichste verbunden ungefähr wie bey unseren Flinten.
5Sie kann vorzüglich zu Pumpwerken in Bergwerken, zu Mühlen,
6u.s.w. gebraucht werden, Ihre Wirkung ist erstaunend. Als ein kla-
7res Beyspiel hierüber mag folgendes dienen, das aus Desaguliers
8Schriften genommen ist. Um in einer Pumpe, wovon die Röhre
9734Zoll im Durchmesser hat, 3000 Pfund Wasser 150 Fuß hoch
10in 1 Minute zu heben, braucht man 100 Menschen, weil einer
11nur 30 Pfund, so wie eine Glocke, in einer Minute 15 bis 16mahl
12heben kann. Nun müssen sie noch abwechseln, also müßen 200
13seyn. Will man statt der Men|schen Pferde gebrauchen und rech-63
14net 1 Pferd für 5 Menschen, so braucht man 20 Pferde und wegen
15des Abwechselns 40 Pferde. Hingegen wie ganz anders bey der
16Dampfmaschine! Sie kann in einer Minute 16mahl 5800 Pfunde
17Wasser heben. Macht man vollends den ersten Cylinder groß, so
18ist fast gar keine Gränze anzugeben.
19Schon Mathäsius, Prediger zu Joachimsthal (gest. 1568.),
20erwähnt in der zwölften Predigt seiner Sarepta oder Bergpostille,
21einer Art von Dampfmaschine. Indeß die erste wirkliche Beschrei-
22bung derselben, die bekannt ist, findet sich in den Büchern des,
23wie es scheinet, nicht ganz klugen Marquis von Worcester. Es
24kam im Jahre 1677 zu Glasgow unter folgendem Titel heraus:A
25Century of the names and scantlings of such inventions as at
26present can call to mindu.s.w. Die Dampfmaschine ist in der
27Liste die 68te. Unter andern kommt im Büchelchen | auch eine64
28Leiter vor, die man in der Tasche tragen, aber doch damit Thürme
29erklettern kann. Ferner ist darinn auch von einer halballmächti-
30gen Maschine die Rede. Da – sagte Lichtenberg – dürfte man
31nur noch die andere Hälfte dazu erfinden, so hätte man eine ganz
32allmächtige. Aus diesem Büchelchen hat nun der Kapitän Thomas
33Savery den Gedanken zu seiner Dampfmaschine entlehnt, die er
34im J. 1699 zu Stande brachte. Er ließ, um für den ersten Erfinder
35zu gelten, alle Exemplare des Worcesterischen Büchelchens,
36deren er habhaft werden konnte, aufkaufen und verbrennen.
37Daher ist die erste Ausgabe desselben eine Rarität. Lichtenberg
38wies einen Nachdruck vom Jahr 1767 vor. – Dieß ist also die
39erste Dampfmaschine, die man kennt! Sie ist ohne Kolben und