IX. Von dem Wärmestoffe. §. 490. 491.
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1Körpers, heißt das Verhältniß der Menge seines absoluten Wär-
2mestoffes bey gleichen Massen und Temperaturen.
3Daß aber in den Körpern wirklich so etwas sey, als specif.
4Wärmestoff, oder um es noch einmahl zu wiederhohlen – daß
5Körper von verschiedener Art, bey übrigens gleichen Massen und
6gleichen Temperaturen, sehr ungleiche Mengen von | absoluten140
7Wärmestoff enthalten können: davon hat man sich durch fol-
8gende Erfahrungen und Schlüsse überzeugt.
9Mischt man 1 Pfund Wasser von 212°Fahrenh. mit 1 Pfund
10Leinöhl von 32°so ist die Temperatur der Mischung nicht das
11arithmetische Mittel zwischen 212°und 32 = 122°, wie dieß
12bey homogenen Flüßigkeiten, nach der Riechmanischen Regel,
13(§. 487) der Fall wäre; sondern die Temperatur der Mischung
14ist = 152°. – Was hat sich hiebey ereignet? Offenbar dieß: das
15Wasser wurde um 60 Grade abgekühlt, und durch diese 60 Grade
16wurde das Leinöhl um 120°Grade erhitzt; oder jeder eine Grad
17Wärmestoff, den das Wasser verlor, erhitzte das Leinöhl um zwey
18Grade. – Was folgt nun aber hieraus? Wollte man zwey glei-
19che Massen von Wasser und Leinöhl, die einerley Temperatur
20haben, noch weiter so erwärmen, daß zwey in dieselben getauch-
21ten Thermo|meter immer in beyden gleiche Grade zeigten: so141
22müßte dem Wasser in gleichen Zeiten immer noch einmahl so viel
23Wärmestoff zugeführt werden, als dem Oehl. Wäre z.B. das Pfund
24Wasser, und das Pfund Leinöhl, jedes von 152°, und würde die
25Flamme einer Lampe, das Thermometer im Oehl um 60 Grade
26erhöhen, so müßte man zwey solcher Lampen haben, um eben
27diese Veränderung, in eben der Zeit, im Wasser hervorzubringen.
28– Und was ergibt sich nun aus diesem Allen? Offenbar dieses:
29das Wasser muß bey gleichen Massen und Temperaturen, noch
30einmahl so viel Wärmestoff enthalten können, und wirklich ent-
31halten, als das Leinöhl, es muß etwa noch einmahl so große Poren
32haben, als das Leinöhl; oder seine Capacität = 1 gesetzt, muß des
33Leinöhls = 0,5 seyn. Nur das wird hierbey nothwendig voraus-
34gesetzt, daß sowohl die Summe des freyen Wärmestoffes beyder
35Körper vor und nach | der Mischung, als auch ihre Capacitäten142
36bey allen Graden einerley bleiben – eine Voraussetzung, die bis zu
37einer gewissen Gränze wohl richtig seyn mag.
38Ein anderes Beyspiel. Wird 1 Pfund Wasser von 110°mit 1
39Pfund Weinessig von 50°gemischt: so ist die Temperatur der
40Mischung = 90°Das Wasser ist also um 20°kälter, und der
41Eßig durch diese 20°um 40°heisser geworden. Die Capacität des