X. Von der Elektricität. §. 513 – 517.
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1berg die bequeme Bezeichnung durch das Plus- und Minuszei-
2chen (+E und −E) vorschlug und die jetzt allgemein eingeführt
3ist. Zwar hatte auch schon der Engländer Watson, eben diesel-
4ben Begriffe von Plus- und Minuselektricität wie Franklin; aber
5dieser war doch der erste, der darüber eine förmliche Theorie
6entwarf.
7Nach Franklins Theorie sind nähmlich alle elektrischen Er-
8scheinungen, Wirkungen einer einzigen, unendlichen feinen Mate-
9rie, die überall an unserer Erde verbreitet, und in allen Körpern
10derselben, | in einem bestimmten Maaße vorhanden ist. Hat ein236
11Körper bloß seinen natürlichen Antheil von dieser Materie, so
12heißt er null elektrisch. Aber so oft ein Körper mit einem andern
13gerieben wird, gewinnt der eine etwas, und der andere verliert
14etwas an elektrischer Materie. Der nun, welcher zu seinem natür-
15lichen Antheil noch etwas erhalten hat, heißt positiv elektrisch;
16und der, der von seinem natürlichen Antheil, noch etwas verloren
17hat, heißt negativ elektrisch.
18Franklins Theorie ist nicht mehr die allgemein angenommene;
19aber seine Benennung, positive und negative Elektricität, so wie
20die Bezeichnung derselben durch das Plus- und Minus-Zeichen
21sind geblieben. Aber freylich deutet dann diese Benennung und
22Bezeichnung nicht auf den Franklinschen Ueberfluß und Man-
23gel hin, sondern auf das Entgegengesetzte überhaupt, das zwi-
24schen beyden Elektricitäten unwidersprechlich statt findet.
25Vorzüglich zeigt sich dieß Entgegengesetzte derselben im Anzie-237
26hen und Abstossen. Es gilt da das unwandelbare Gesetz: Gleich-
27artige Elektricitäten stossen einander zurück; entgegengesetzte
28Elektricitäten ziehen sich einander an; bey der Vereinigung beyder
29verschwindet alle bemerkbare Elektricität.
30Hier entstehet die Frage: Wann erhält denn ein Körper, posi-
31tive, wann negative Elektricität? Die Erfahrung lehret wohl: Das
32Reibzeug bekömmt immer die entgegengesetzte Elektricität von
33dem geriebenen Körper, aber damit ist die Frage natürlich nicht
34entschieden. Sie ist auch im Grunde sehr schwer zu entscheiden,
35weil nicht nur jeder Körper, bald +E bald −E durch Reibung
36hervorbringen kann, je nachdem der Körper beschaffen ist, mit
37dem er gerieben wird: | sondern weil auch, besonders wenn einer238
38oder der andere, oder beyde zugleich, sehr dünn und weich sind,
39der stärkere oder schwächere Druck beym Reiben große Unter-
40schiede geben kann. Wenn man z.B. ein seidenes, etwa einen Fuß
41langes Band an dem einen Ende hält, und mit dem Zeigefinger