Drittes und letztes Bändchen.
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1beyder elektrischen Materien zu beweisen. Wenn man eine
2kleine Leydensche Flasche ladet, sie dann | mit dem Auslader313
3losschlägt, indem man ein Kartenblatt dazwischen hält: so
4wird in die Karte ein Loch geschlagen, dessen Rand von beyden
5Seiten aufgeworfen ist. Dieß von beyden Seiten Aufgeworfene,
6soll nun zum Beweise für das Daseyn zweyer Materien dienen.
7Wirkte nur eine Materie – sagt man – so würde das Loch
8nur auf einer Seite einen aufgeworfenen Rand haben. Aber
9dieser Versuch beweiset nur, daß die Materie nicht nach einer
10Richtung durchgehe: ob es hingegen eine oder zwey Materien
11seyen, die durchgehen, das läßt er unentschieden.
122. Jede der beyden elektrischen Materien, ist einzeln und für
13sich, ein franklinsches positives E, aber in ihren Wirkungen
14äußert sich jede auf eine andere Art. Jede ist also ein höchst
15feines, unwägbares, elektrisches Fluidum, | dessen Theile sich314
16gegenseitig abstossen. Aber in ihren Wirkungen sind sie ver-
17schieden. Die eine bringt jenen Zustand hervor, welchen man
18die positive, die andere jenen, welchen man die negative Elek-
19tricität nennt, ohne daß darum, wie Franklin annimmt, dort
20mehr, hier weniger elektrische Materie vorhanden seyn sollte.
21Dieser Verschiedenheit ihrer Wirkungen wegen, werden beyde
22mit Recht ungleichartige elektrische Materien genannt.
233. Die zwey elektrischen Materien ziehen sich einander an, wenn
24sie ungleichartig sind, und stossen sich einander ab, wenn sie
25gleichartig sind. Ist also die eine positiv, die andere negativ
26(2) so erfolgt das Anziehen; sind hingegen beyde positiv oder
27beyde negativ; so erfolgt das Abstossen. – Mit dem erstern
28hat es wohl keine Schwierigkeit. Man kann leicht begreiffen,
29warum sich die gleichartigen | abstossen. – einzeln und für sich,315
30ist ja eine jede ein franklinsches positives E, also ein höchst
31elastisches Fluidum, dessen Theile Repulsionskraft ausüben
32(2). Aber bey zwey ungleichartigen, findet ja eben dasselbe
33Statt. Und dennoch sollen sich diese nicht abstossen, sondern
34anziehen! Allein, man denke eines Theils an das Ungleichar-
35tige, das zwischen der positiven und negativen obwaltet, und
36andern Theils an die Geheimnisse der Wahlanziehung oder
37Verwandtschaft, so verschwindet alle Schwierigkeit. Genug
38+E und −E werden durch diese Kraft der Verwandtschaft
39einander viel stärker genähert, als sie durch die Repulsions-
40kraft ihrer Theile von einander getrennt werden können – und
41darum ziehen sie also einander an.