Drittes und letztes Bändchen.
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1selben ein Magnet in die Nähe gebracht: so kam es aus dieser
2vertikalen Lage und wurde in einem Winkel zur Ruhe gebracht.
3Da nun | das oben verlängerte Pendelstück einen fünfmahl grö-383
4ßeren Bogen beschrieb: so ließ sich dieser Winkel leicht messen.
5– Wurde der Magnet erwärmt, so sank das Pendel wieder in
6seine vertikale Lage zurück. Für12◦Reaum. bemerkte Saussüre
7schon etwas Unterschied. – Dieß giebt einen Aufschluß, warum
8die Magnetnadel von der Sonne verändert wird.
9Nun zur eigentlichen Theorie! Hier sieht es sehr traurig aus.
10Wir haben eigentlich keinen Sinn für die magnetische Materie; sie
11afficiret unsere Sinne eben so wenig, als die Kraft der Schwere. Die
12Theorie der Elektricität ist schon schwer, und doch offenbaret sich
13diese unsern Sinnen. Die magnetische Materie, geht z.B. durch
14den Kopf; aber ja nicht die elektrische. Wäre die magnetische
15Materie sichtbar, wie ganz anders würde es in der Welt aussehen!
16Wenn z.B. die Nerven afficirt würden und | man käme mit den384
17Magneten vor das Auge: so würde man glauben, daß er glüht.
18Man stelle sich nur vor was man denken würde, wenn man nicht
19wüßte, daß das Licht von der Sonne käme! Wenn z.B. der liebe
20Himmel die beyden Spalten über der Nase nicht geschnitten hätte:
21wir würden die Hitze im Sommer für ein Fieber erklären. Und
22doch wäre die große Kugel dort oben die Schuld davon.
23Man kann also leicht denken, daß alle Theorien von Magne-
24tismus auf Träume hinauslaufen. Indeß ist es doch angenehm zu
25wissen, wie große Männer geträumet haben. Ist es auch schon
26wahr, was Kästner einmahl im Kollegio sagte: die Menschen
27pflegen von nichts mehr zu reden, als worüber sie am wenigsten
28wissen: so bleibt es doch immer der Mühe werth, die Meynungen
29der vorzüglichsten Männer kennen zu lernen.
30Pater Kircher schrieb einen großen | Folianten über die magne-385
31tische Materie, unter dem Titel: Adriani Kircheri Magnes sive
32de materia magnetica. Romae. 1654. Ein Mann von ganz unge-
33heurer Belesenheit. Wenn er nur die Feder in die Hand nahm:
34so floß ein Foliante heraus. Er sammelte alles, was der Magnet
35gethan und nicht gethan hat; was er thun wird, und was er nicht
36thun wird. Das 9te Kapitel hat die Inschrift:de Magnetismo
37amoris; und das 10te:Deus rerum omnium centralis Magnes.
38Ein Hauptversuch bey der Theorie über die Magneticität ist
39dieser. Wenn man auf ein Blatt Papier oder eine Glasscheibe
40Eisenfeilstaub streuet; einen magnetischen Stab entweder darauf
41legt oder nahe genug darunter hält; und nun einigemahle mit