I. Sphärische Astronomie. 3. Von der Sonne.
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1Erscheinungen bestimmt. Auch die Dichter der Römer und Grie-
2chen, die wie Kästner so witzig sagt, noch andere Schönheiten
3der Natur kannten, als den Wein und die Mädchen, sind voll
4von dieser Art von Zeitrechnungen, die ihnen von den Neueren,
5oft ohne allen Ver|stand, nachgebethet wird. Auch Hippokrates44
6bedient sich derselben. In seiner Sprache würde es heissen: Zwi-
7schen dem Aufgang des Orions und des Hundssterns ist es am
8besten nach Pyrmont zu reisen. Man muß also diese Sprache ver-
9stehen; und hat sich daher über denOrtusundOccasus Siderum
10der Alten folgendes zu merken. Sie unterscheiden davon dreyerley.
111.OrtusundOccasus heliacus.
122.OrtusundOccasus cosmicus.
133.OrtusundOccasus acronychus.
14Unter demOrtus heliacuseines Gestirns, hat man das Hervortre-
15ten desselben aus den Sonnenstrahlen; und unter demOccasus,
16das Eintreten desselben in die Sonnenstrahlen zu verstehen. Dort
17wird der Stern Morgens, vor Aufgang der Sonne sichtbar; hier
18verliert er sich Abends in die Sonnenstrahlen, und wird unsicht-
19bar. – |Cosmicuskann man hier übersetzen: was am Morgen45
20vorgeht; und so heißt alsoOrtus cosmicus, der Aufgang eines
21Sterns mit Aufgang der Sonne, undOccasus cosmicus, der Unter-
22gang eines Sterns mit Aufgang der Sonne. –Acronychuskann man
23hier übersetzen, was am Abend vorgeht; und so heißt also:Ortus
24acronychusder Aufgang eines Sterns, wenn die Sonne untergeht,
25undOccasus acronychus, der Untergang eines Sterns, wenn die
26Sonne untergeht, hierher gehört z.B. der Aufgang der Plejaden.
27Ohne diese Ausdrücke zu kennen, kann man wie gesagt, die
28griechischen und römischen Dichter gar nicht verstehen. Jedoch
29freylich wird dazu noch erfordert, daß man die Polhöhen ihrer
30Wohnorte, und die damalige Lage der Fixsterne kenne, welche
31von der gegen|wärtigen schon verschieden ist. Bey den Römern46
32darf man es nicht so gar astronomisch genau nehmen; denn sie
33ahmten die griechischen Dichter nach, ohne die astronomischen
34Ausdrücke für Italien und Rom, besonders zu berechnen. So
35machen’s auch unsere Dichter gewöhnlich; wie sie überhaupt
36öfters eine ganz unrichtige astronomische Sprache sprechen, z.B.
37die Sonne entwindet sich den blauen Wellen u.s.w. – Polybius
38erzählt, daß in dem ersten Punischen Kriege, die Römische Flotte
39vom Sturme zerstreut, und beschädiget worden wäre; weil ihr
40die Consuln das Auslaufen befahlen, da doch die Schiffer davor