1annahm. – Ein aufmerksamer Beobachter hat nun leicht folgen-
2dermassen fortgeschlossen: der von der Sonne erleuchtete Mond
3ist entweder eine Zirkelrunde Scheibe, oder eine Kugel. Die erste
4Hypothese mußte er bald aufgeben, weil sie die Erscheinungen
5gar nicht erklärte. Denn hätte die Scheibe uns immer dieselbe
6Seite zugewendet und sich so der Sonne genähert: so würde vom
7Vollmond an, bis zum letzten Viertel zwar das Licht, | aber nicht66
8die Figur derselben abgenommen haben, und hätte die Scheibe
9immer der Sonne dieselbe Seite zugewandt, so würde zwar der
10sichtbare Theil derselben immer, wie der abnehmende Mond,
11ein sehr lebhaftes Licht behalten haben; allein dieser leuchtende
12Theil würde nicht sichelförmig haben erscheinen können, sondern
13würde sich von der Cirkelfigur durch alle Arten von elliptischen
14Figuren gezogen und sich endlich in eine bloß leuchtende Linie
15verwandelt haben und dann verschwunden seyn, so wie wir jetzt
16etwas Aehnliches am Ring des Saturn bemerken. In beyden Fällen
17hätte man aber den Mond nur vierzehn Tage gesehen, und niemals
18so nahe bey der Sonne, als wir ihn jetzt sehen. Also mußte die
19Kugelgestalt beym Monde statt finden; und man dürfte sich nur
20eine Kugel halb schwarz und halb weiß anmahlen lassen, | um67
21alle die Erscheinungen hervorzubringen, die man an dem ab- und
22zunehmenden Mond bemerkt.
23Nun konnte man auch bald darüber Aufschluß erhalten, wa-
24rum dieß Ab- und Zunehmen zuweilen so schnell – bey den
25Mondfinsternissen – erfolge. Hierzu verhalf die schon erwähnte
26Bemerkung, daß der Mond zuweilen höher hierauf stieg, als die
27Sonne, zuweilen wieder tiefer hinunter ging, als dieselbe. Seine
28bald nördliche, bald südliche Breite – man erinnere sich an die
29Bedeutung dieses Wortes – wächst bis auf 514Grad. Hieraus war
30doch offenbar, daß sein Weg um die Erde, nicht ganz derselbe mit
31dem der Sonne seyn könne, sondern daß sich beyde vielmehr unter
32dem eben erwähnten Winkel durchkreuzen müßten. Erfolgte nun
33diese Durchkreuzung gerade zur Zeit des Vollmonds, so mußte
34sich das ereig|nen, was man eine Mondsfinsterniß nennt.68
35Bey dieser Kunde und Vorstellung von dem Monde blieb es nun
36wieder, bis der hellere Tag für die Astronomie anbrach.
375. Von den Planeten.
38Man mußte bald bemerken, daß einige Sterne nicht so blinkten,
39wie die andern, und auch nicht an einem Orte stille stünden,