1die Sonne herumzukommen, | so wird die Erde unterdeß auf110
2der ihrigen die Strecke DE zurücklegen. Man theile also sowohl
3diese Strecke, als jene Bahn in 11 gleiche Stationen ein, und ziehe
4die gehörigen Linien: so erhält man eine deutliche Darstellung
5des Phänomens. – Befindet sich nämlich die Erde in 0 und der
6Merkur ebenfalls in 0, so steht er mit der Sonne in der obern
7Conjunction; er geht nun also schnell vorwärts nach der Ordnung
8der Zeichen, wie dieß auf den Bogen FG die Ziffern 0, 1, 2, 3, 4,
95 weisen. Zwischen 5 und 6 scheint er eine Weile stille zu stehen,
10hierauf vollends rückwärts zu gehen, welches um so sichtbarer
11wird, je mehr er sich seiner untern Conjunction mit der Sonne
12nähert, die zwischen 7 und 8 erfolgt. Er weicht bis über 9 zurück,
13scheint hierauf wieder stille zu stehen und bietet dann durch sein
14Vor|wärtsgehen die vorigen Erscheinungen von neuem dar.111
15Wie einfach und natürlich ist doch diese Erklärung! Wie leicht
16werden dadurch alle Schwierigkeiten der zweyten Ungleichheit
17gehoben – ohne den ungeheuren epicyklischen Tanz! – Die übri-
18gen Erklärungen der himmlischen Phänomene nach dem Coper-
19nikanischen System, werden weiter unten vorkommen.
20e) Tychonisches System.
21Funfzig Jahre nach Copernikus kam Tycho von Brahe, einer
22der größten Astronomen aller Zeiten, der nicht nur seines Systems
23wegen berühmt ist, sondern auch sonst ausserordentliche Ver-
24dienste hat. Er ward zu Knudstorp in Schonen 1546, den 13.
25Decemb. geboren – aus einer angesehenen adelichen Fa|milie.112
26Er sollte Jurist werden und studierte schon im 13. JahrJurazu
27Copenhagen; hatte aber keine sonderliche Lust dazu. Man sagt,
28die auf den 21. Aug. 1560 so richtig vorhergesagte und einge-
29troffene Sonnenfinsterniß, habe ihn zur Astronomie bestimmt. Im
30Jahre 1562, im 16. seines Alters, ging er nach Leipzig. Mit einem
31faustgroßen Globus lernte er da ganze Nächte hindurch die Sterne
32kennen, und mit einem messingenen Winkel, den er ans Auge
33rückte, maß er die Sternenweiten und entdeckte schon dadurch
34Fehler in den astronomischen Tafeln. König Friedrich II. von
35Dänemark, begünstigte ihn sehr und schenkte ihm die Insel Huen.
36Hier baute er das Schloß Uranienburg mit einem Observatorium,
37das ihm auf hundert tausend Thaler zu stehen kam, welche ihm
38aber von Friedrich ersetzt wurden. Nach Friedrichs Tode, der