II. Theorische Astronomie. 2. Vom Monde.
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1Größe eines Sterns von der zweyten; und in diesem Zustande sah
2man es wenigstens34Minuten lang. Sein Licht glich nicht dem
3Lichte des Ringes, sondern dem der Sonne in dem Augenblicke des
4anfangenden Austritts. Die übrigen Beobachter sahen es ebenfalls,
5und durch andere Fernröhre. – Bianchini sah im Flecken Plato
6blitzen, und einen hellen Streifen über den dunkeln hinfahren.
7Siehe dessen Hesperi et Phosphori Nova Phaenomena, – eines
8der prächtigsten astronomischen Werke. – Im May 1783 entstand
9neuer Lärm. Herschel beobachtete am 4. May eine Sternbe-
10deckung durch den Mond. Es | befand sich bey ihm seine Schwe-385
11ster und ein anderes Frauenzimmer. Der Stern war schon jenseits
12des Mondes verschwunden, als dieses Frauenzimmer nochmahls
13durch den Tubus guckte, und behauptete, sie sehe den Fixstern
14noch immer, und zwar auf der Mondsscheibe. Man lachte, aber
15als Herschel durch den Tubus sah, bemerkte er auch den hel-
16len Punkt, und zwar im Flecken Aristarch. Graf Brühl, Ritter
17Arcot in Malta, Fischer in Mannheim, die Pariser Astronomen,
18Bode in Berlin, und Schröter in Lilienthal, bemerkten denselben
19hellen Punkt. Am 19. April 1787 bemerkte Herschel abermahls
20drey leuchtende Punkte im Monde. Doktor Girtaner befand sich
21bey ihm.
22Man ist am natürlichsten auf den Gedanken gerathen, diese
23hellen Punkte für Monds-Vulkane zu halten. Der | Mensch ist386
24nämlich immer geneigt, unbekannte, neue, auffallende Erschei-
25nungen, mit denjenigen Dingen zu vergleichen, die ihm schon
26bekannt und geläufig sind. So hielten die Mexikaner die ersten
27dahin schwimmenden spanischen Schiffe für Seevögel, und als
28sie näher kamen, für große Landvögel. – So sahen Forster und
29die übrigen Coock auf seiner Reise um die Welt begleitenden
30Physiker, einen Wald auf einer Insel für Basaltsäulen, mit einer
31grünen mit Moos bewachsenen Oberfläche an. Cook, ein Mann
32von dem gesundesten Verstande, sagte ihnen endlich: »Mein Gott!
33das ist ja ein schöner dichter Wald, was ihr für Moos ansehet,
34sind die grünen Blätter und Zweige!« – – Ungeachtet man zu der
35Zeit, als jene helle Punkte beobachtet wurden, von einer Monds-
36atmosphäre noch nichts wußte, und also nicht | begreifen konnte,387
37wie auf dem Monde Feuer ohne Luft brennen könne, blieb man
38doch dabey, diese Punkte für Vulkane zu halten. Liefmann und
39Ulloa behaupteten zwar ausdrücklich, der Mond müsse durch-
40löchert seyn, und jener helle Punkt rühre von der sich rückwärts
41befindenden Sonne her. Aber doch blieben die Meisten bey dem