1Gedanken: es wären Vulkane. Der Mond – sagten sie – hat nur
2den 49. Theil von der Masse unserer Erde. Also können da die
3Körper nicht so schwer seyn, als hier. Wenn also Feuer im Monde
4wäre, wenn da z.B. Pulver sich entzündete, so muß es eine ganz
5andere Wirkung haben, als bey uns. Mit einer weit geringern
6Kraft kann da etwas in die Höhe getrieben werden, als bey uns.
7– Was den Mangel an Luft auf dem Monde betrifft, könnte es
8ja – sagte man – immer seyn, daß dergleichen Eruptionen | sich388
9selbst erst Luft entwickelten und formirten. So formirt sich ja die
10Speyteufel-Materie im Wasser selbst erst einen Raum, und Luft, in
11welcher sie fortbrennen kann. Die Luft die vorher gebunden war,
12wird nun aufgelöst. Auch wäre es immer möglich – setzte man
13hinzu – daß sich jetzt erst nach und nach eine Atmosphäre um
14den Mond bildete. Wer weiß, wann und wie sich die Atmosphäre
15um unsere Erde gebildet hat. Vielleicht ists auch durch Vulkane
16geschehen. Vorzüglich auf dem Monde, wo die nämlichen Theile,
17einen ganzen Mondstag – gleich 14 von unsern Erdtagen – hin-
18durch von der Sonne beschienen werden, ist es kaum gedenk-
19bar, daß da nicht Dünste aufsteigen sollten. Der Mond mag von
20was immer für einer Materie seyn: bloße Hitze, wenn auch nicht
21die geringste Luft da ist, muß am Ende Dünste erzeugen. | Auf389
22derjenigen Halbkugel, welche der Mond uns zukehrt, sehen wir
23freylich nie die geringste Spur von einer Atmosphäre oder Wol-
24ken. Vielleicht aber recipirt sich das Alles auf die uns entgegen
25gesetzte Seite. Wirklich haben Baumann (mit dem geschickten
26Optiker Schwabe) in Göttingen, und Gärtner in N.N∗den Jupi-
27ter hinter dem Monde observirt. Jener betrachtete den Eintritt
28in den Hinterschatten, dieser den Austritt. Jener sah ihn rund
29verschwinden, dieser hingegen, nach 14 Tagen, länglicht wieder
30hervorkommen. Aus der letztern Beobachtung muß man auf einen
31gebrochenen Strahl, folglich auf eine Atmosphäre des Mondes
32schließen. Diese Vermuthung wurde un|längst durch eine schöne390
33Entdeckung des Herrn Prof. Seyferts in Göttingen bestätiget.
34Bey der letzten Mondsfinsterniß, den 31. Okt. 1790 beobachtete
35er während der Verfinsterung, Bedeckungen von 3 Fixsternen
36durch den Mond. Da sonst die Fixsterne in einem Nu hinterm
37Monde verschwinden, so konnte er jetzt 16 Sekunden hindurch
38die allmählige Abnahme des Lichts von jedem dieser drey Fix-