II. Theorische Astronomie. 3. Von der Sonne.
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1zu Ingolstadt, da die Entdeckung von beyden fast zu gleicher Zeit
2gemacht wurde.∗Ersterer machte dieselbe zu Ostell in Ostfries-
3land, wo sein Vater David Fabricius Prediger war, und wohin
4er aus | Holland mit einem Fernrohr kam. Dieß gab Veranlassung449
5die Ehre der Entdeckung dem Vater zuzuerkennen, wie es in Enno
6Heinrich Tiadens gelehrten Ostfrieslande Aurich 1785, 8, 1 B.
7und nach diesem Buche, von dem Rec. in der Jen. Allg. Litterat.
8Zeit. 1787, 218 ausdrücklich geschieht. Allein man darf nur des
9Sohnes Fabricius Buch über seine Entdeckung, welches zu Wit-
10tenberg im Junius 1611 erschien, ansehen, um sich zu überzeugen,
11daß es Tiaden so gegangen sey, wie so vielen Literatoren, die
12über Bücher raisoniren, ohne dieselben je in Händen gehabt zu
13haben. – Scheiner machte die Entdeckung im März 1611 zu
14Ingolstadt. Was aber damahls für Zeiten waren! Er wagte es nicht
15zu behaupten, daß die Sonne Flecken habe, weil man ihn der
16Ketzerey beschuldigt haben würde. Er schickte also seine Bemer-
17kungen an Markus Welser nach Augspurg, und dieser ließ sie
18im Jahr 1612 drucken. Erst späterhin im Jahr 1630 gab er selbst
19sein Buch darüber:Rosa Ursinaheraus. Unter der Rose versteht
20er na|türlich die Sonne, und weil er seinen Folianten dem Herzoge450
21Bracciani aus dem Hause Ursini, das einen Bären in seinem
22Wappen führt, dedicirte, nannte er sieUrsina.
23Man muß sich wundern, daß man die Sonnenflecken nicht
24früher, und noch ehe es Fernröhre gab, bemerkte. Im Oriente, wo
25Sonnendienst fast allgemein war, und die Sonne oft des Morgens
26und des Abends angebetet wurde, hätte man sie doch bemerken
27sollen, da man Beyspiele genug hat, daß sie auch mit bloßen
28Augen bemerkt werden können. So kam einmahl Hofrath Feder
29voll Freude zu Lichtenb. und sagte ihm, er sehe einen Flecken in
30der Sonne, Lichtenb. guckte mit einem Tubus darnach und sah
31ihn auch. Allein man bemerkte wohl diese Flecken darum nicht,
32weil man sie nicht bemerken wollte, indem man die Sonne von
33jeher als das Bild der Reinigkeit und Unschuld ansah.