II. Theorische Astronomie. 4. Von den Planeten.
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1Herschel wurde im Nov. 1738 zu Hanover geboren. Sein
2Vater war ein Musikus. Seine zwey noch lebenden Brüder, wovon
3der eine ein vortrefflicher Componist ist, sind es ebenfalls. Auch
4er sollte es werden; und um dieß gründlich werden zu können,
5befaßte er sich schon früh mit Mathematik; lernte auch franzö-
6sisch, englisch und latein. In seinem 15. Jahre nahm er Kriegs-
7dienste, d.h. er wurde Regiments-Musikus, entweder Pfeifer oder
8Hoboist, oder so etwas, und blieb es bis zu seinem 19. Jahre. Da
9verließ er das Soldatenleben und ging nach England. Im Grunde
10desertirte er, und erst nachher als er berühmter wurde, erhielt
11er seinen ordentlichen Abschied. In Berlin wäre er unter diesen
12Umständen wahrscheinlich aufgeknüpft worden; und damit wäre
13es um einen so großen Entdecker geschehen gewesen. – In England
14wurde er in einem kleinen Städtchen von Yorkshire Organist,
15und als solcher | bald darauf nach Bath befördert. Hier hatte509
16er ein ehrliches Auskommen. Er nahm nun also seine Lieblings-
17wissenschaften, besonders Optik und Astronomie hervor; und es
18erwachte der Entschluß in ihm, Alles selbst zu sehen, was schon
19ältere Astronomen gesehen hätten. Dazu brauchte er aber Instru-
20mente, und auch diese wollte er sich selbst verfertigen. Durch
21unsäglichen Fleiß brachte er endlich ein Newtonsches Teleskop
22von 7 Fuß zu Stande, und bald darauf eines von 10 Fuß. Das hörte
23der König, verlangte sein Teleskop zu sehen, und nun kam es nach
24Greenwich, wo es der König in Augenschein nahm. Er erhielt hier-
25auf eine Pension vom König, um seine Zeit bloß auf Tubos und
26Astronomie verwenden zu können. Hierauf verfertigte er einen
27Tubus von 20 Fuß und neuerlich den Riesenteleskop von 40 Fuß.
28Der König ließ ihm ein eigenes Observatorium zu Datched bey
29Windsor errichten, und als es da zu ungesund war, wurde es nach
30Slough gebracht. Im Jahre 1786 ertheilte ihm die Universität zu
31Edinburg die Würde eines | Doktors der Rechte, und später wurde510
32er Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften zu London.
33Mit gewöhnlichen Augen ist Uranus kaum zu sehen. Mit einem
34guten Tubus erscheint er als Stern sechster Größe. In Deutsch-
35land hat ihn Bode am 18. Jul. zu erst gesehen, und dann Pater
36Mayer zu Schwezingen. Am 25. Sept. 1756 sah ihn auch Tobias
37Mayer, hielt ihn aber für einen Fixstern. Im Jahre 1760 hatte
38auch Lemonier das Schicksal. Ja Bode fand, daß dasselbe auch
39Flamsteed im Jahre 1690 gehabt habe. Mayer pflegte nicht
40selten andere Sterne 2 mahl zu beobachten. Hätte er es auch
41mit diesem Sterne so gemacht, so wäre er der Entdecker davon