1denn jene Masse diese Ebene bey jeder Umdrehung immer etwas
2früher durchschneiden, oder das Zurückweichen der Aequinocti-
3alpunkte bewirken. – Den größten Antheil an diesem Zurückwei-
4chen hat der Mond. Seine Wirkung beträgt allein über 34 Sekun-
5den. Sie ist aber, wegen der vorhin angeführten Vorrückung seiner
6Knoten, sehr veränderlich. Die Wirkung der Sonne, welche immer
7gleichförmig ist, beträgt über 16 Sekunden. Auch die übrigen
8Planeten haben dabey einen kleinen Einfluß.
94. Nutation der Erdaxe.
10Mit dem Vorrücken der Nachtgleichen hängt die Nutation der
11Erdaxe genau zusammen; aber es läßt sich hier von derselben fast
12noch weniger, als von | jenem sagen. Wir haben so eben gesehen,590
13daß beym Vorrücken der Nachtgleichen der Mond seine Anzie-
14hungskraft auf unsere, in der Gegend des Aequators merklich
15erhöhte Erde, nicht gleichförmig äußere, und daß die 34 Sekun-
16den, welche auf seine Rechnung kommen, nicht zu einer Zeit,
17wie zur andern können angenommen werden. Seine Bahn durch-
18schneidet nähmlich die Ekliptik immer in andern Punkten, und
19dadurch wird seine Abweichung oder Entfernung vom Aequator
20beträchtlich verschieden. Sie beträgt zuweilen 29°(= 2312+512),
21zuweilen 18°(= 2312−512). Im erstern Falle wirkt also der Mond
22unter einem viel größern Winkel und mithin auch weit stärker auf
23den Aequator der Erde, als im letztern; dort befördert er mithin
24auch die Präcession weit mehr, als hier. – Nun diese verschiedene
25Einwirkung des Mondes auf die sphäroidisch gestaltete Erdkugel,
26bewirkt eben eine kleine periodische Bewegung der Erdaxe, wel-
27che man die Nutation derselben nennt. Laut des Vorrückens der
28Nachtgleichen sollte der Welt|pol in einem Kreise um den Pol der591
29Ekliptik langsam herumzugehen scheinen; aber laut der Nutation
30verbleibt er nicht genau in diesem Kreise, sondern beschreibet
31noch ausserdem einen kleinen Kreis von 18 Sekunden im Durch-
32messer∗in welchem er alle 19 Jahre herumkommt.