1Erinnerungen aus Lichtenbergs1
2Vorlesungen über die Erde
3insbesondere.
4Vorwort.
5Unter allen Planeten geht uns unsere Erde am nächsten an, weil sie
6unsere Wiege und der fernere Wohnplatz ist, auf welchem wir uns,
7wenn die Parzen wohl wollen, ein kleines Jahrhundert hindurch
8herumtreiben. Eine nähere Kenntniß derselben muß daher für uns
9von größerem Interesse seyn, und kann auch weit vollständiger
10erlangt werden, als von den übrigen Weltkörpern, die eine zu
11große Entfernung von uns trennt. Diese Kenntniß ist bereits zu
12einer eigenthümlichen, | viel umfassenden Wissenschaft ange-2
13wachsen, die man die Geographie nennt. Alles, was man von den
14übrigen Planeten weiß oder vermuthet, wird in der Astronomie
15mitgenommen.∗Aber in Ansehung der Erde beschränkt man sich
16da, nur auf ihre Bewegung, Entfernung von der Sonne, Größe und
17Verhältniß zu den übrigen Weltkörpern. (Mathematische Geo-
18graphie). Die Kunde von der Beschaffenheit derselben, als eines
19physischen Körpers, wie er aus den Händen der Natur kam, über-
20läßt man der Geographie (Physikalische Geographie); die dann
21noch auch auf alle Veränderungen Rücksicht nimmt, welche die
22Menschen darauf bewirkt haben (Politische | Geographie). Jene3
23Beschaffenheit unsers Wohnplatzes, soll denn der Gegenstand
24dieser Vorlesungen seyn. Man kann dieselbe in einer doppelten
25Rücksicht wissen wollen, entweder in Rücksicht des eigentlichen
26Erdkörpers selbst, oder in Rücksicht seiner nächsten Umgebung,
27welche man die Atmosphäre nennt. Das erste ist ein Gegenstand
28der physikalischen Geographie im engeren Verstande; das zweyte
29ein Gegenstand der Meteorologie. Hiezu kommt noch etwas drit-
30tes. Man begnügt sich nicht, nur die Beschaffenheit der Erde zu
31kennen: man wagt auch Muthmassungen, wie diese Beschaffen-
32heit entstanden, und welche Veränderungen sie erfahren hat; oder
33man spricht von einer Theorie der Erde. – Und nach diesen drey
34Abschnitten, die gewöhnlich auch alle zusammen, den Nahmen
35des ersteren führen, soll denn nun ein kurzer Umriß der Erdkunde