1I. Physikalische Geographie.
2Hier soll von der Oberfläche der Erde im Ganzen betrachtet –
3vom Meere – von den Ungleichheiten auf dem Trockenen – von
4den kleinen Gewässern – von der innern Beschaffenheit der Erde –
5und von der Richtung des Magnets, nach den Weltgegenden, die
6Rede seyn.
71. Die Oberfläche der Erde im Ganzen betrachtet.
8Unsere Erde ist ein Sphäroid d.h. ein Körper, dessen Gestalt der
9Kugel sehr nahe kömmt. Wie nahe aber – | das ist noch nicht5
10genau bestimmt, dürfte auch noch lange nicht, vielleicht gar nie
11ganz genau bestimmt werden können. In der Richtung der geo-
12graphischen Breite kam man dieser Gestalt schon ausserordent-
13lich nahe. Man weiß nicht nur, daß die Erde gegen die Pole zu
14abgeplattet und um den Äquator herum dicker sey: man kennt
15auch das Verhältniß der beyden Durchmesser nach diesen zwey
16Richtungen und kennt es schon so genau, daß man die Grän-
17zen angeben kann, zwischen welche es fallen muß. Aber desto-
18weniger weiß man noch von der Gestalt der Erde in der Rich-
19tung der geographischen Länge. Man nimmt wohl allgemein an,
20daß der Aequator und die Parallelen vollkommene Kreise seyen,
21aber durch Erfahrungen ist dieß noch keinesweges entschieden. Es
22wäre möglich, ja es ist sogar wahrscheinlich, daß sie auch Ellipsen
23bilden, | wie die Meridiane. Und so lange dieß nicht ausgemittelt6
24und auch hier das Verhältniß der Durchmesser bestimmt ist, kann
25man nicht sagen, daß man die Gestalt der Erde genau kenne.
26Man wollte schon öfters die sphäroidische Gestalt der Erde,
27auch auf den gewöhnlichen Erdkugeln bemerklich machen. Allein
28daran ist nicht zu denken, man möge diese Kugeln, wie groß
29oder wie klein bilden. Wollte man nähmlich die Erde durch eine
30Kugel von 50 Fuß im Durchmesser darstellen: so müßte sich der
31Polardurchmesser zum Aequatorial-Durchmesser verhalten, wie
3250 Fuß, zu 50 Fuß 1 Zoll. Und wer würde im Stande seyn, diesen
33Unterschied zu bemerken! Eben so wenig aber bey einer Kugel
34von 50 Zoll im Durchmesser, wo der Unterschied der beyden
35Durchmesser nur 1 Linie betragen würde.
36Da man die Gestalt der Erde nicht genau kennt: so läßt sich7
37auch die Größe ihrer Oberfläche nicht ganz genau bestimmen.
38Das Wahrscheinlichste aus allen bisherigen Messungen ist, daß