Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
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1Data von Tiefen-Messungen des Meeres. Warum man deren nicht
2mehrere hat, rührt davon her, weil die gewöhnlichen Schiffskapi-
3täne dieselben nicht | leicht zugeben, und eigene Schiffe dazu nicht25
4ausgerüstet werden. Es erfordern solche Messungen erstaunend
5große Umstände. Es muß dabey das Schiff in den Wind gelegt,
6und die halbe Mannschaft auf das Verdeck commandirt werden.
7Selbst Cook, dieser grosse Liebhaber der Naturkunde, gab sie
8daher nur ein Paar mahl zu. So lange also nicht gelehrte Gesell-
9schaften eigene Schiffe zu solchen Messungen ausschicken, wird
10darüber wenig Zuverläßiges bestimmt werden können.
11Die meisten Messungen der Meerestiefe sind noch überdieß
12sehr unsicher, da sie mit Stricken geschehen, die am Ende ein
13Schwimmküssen für die Last werden, welche daran hängt, weil sie
14specifisch leichter als das Wasser sind. Auch kann es leicht seyn,
15daß in einer gewissen Tiefe die Wassersäule das Bley selbst erhält,
16und daß dieses also alles Gewicht zu sinken verliert. Kommen
17noch | verschiedene Ströme in der Tiefe hinzu: so kann der Strick26
18im Meer oft zickzack laufen, so wie ihn die Ströme packen, und
19man rechnet dann diese krummen Linien für eine gerade. Mit Ket-
20ten wäre es schon sicherer. Aber dazu müßten ganz eigens Schiffe
21ausgerüstet werden; und hiezu eben mögen sich die Regierungen
22nicht verstehen, weil dabey weder für die Politik, noch für die
23Finanzen etwas zu gewinnen ist.
24Neben einem hohen hervorragenden Land, darf man gewöhn-
25lich auch eine hohe See vermuthen, und an einem flachen Lande,
26eine seichte. Das ist auch bey England der Fall, wo sich die Schiffe,
27wegen der niedrigen See, weit von der Küste halten müssen. Selbst
28aus dem Postschiff muß man, noch von der Küste entfernt, in
29die Boote herabsteigen und sich mittelst derselben ans Land brin-
30gen lassen. Deßwegen giebt es auch nur zwey Häfen in Eng-
31land, wo man Kriegs|schiffe bauen kann, nähmlich Plymouth und27
32Portsmouth. – Indeß als allgemeine Wahrheit darf man es doch
33nicht wie Büffon thut annehmen, daß immer neben einem hohen
34Lande, die nahe liegende See tief sey. Forster fand öfters auch
35das Gegentheil.
36Die Salzigkeit des Meerwassers, machte den Physikern von
37jeher viel zu schaffen. Das Phänomen selbst ist keinem Zwei-
38fel unterworfen. Das Meerwasser enthält Mineralalkali mit Salz-
39säure verbunden; und es ist daher specifisch schwerer, als das
40Brunnenwasser, zu welchem es sich wie 1030 : 1000 verhält.
41Das Verhältniß der Mischung ist verschieden, aber nie so groß,