I. 4. Von den kleinen Gewässern auf der Erde.
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1Millionen Kubikfuß Regenwasser. Aber alles Wasser, | das durch51
2die Seine beymPont-neufzu Paris fließt, beträgt des Jahrs nicht
3mehr, als 105120 Millionen Kubikfuß Wasser, wie Mariotte
4durch Ausmessung fand. Folglich verbraucht die Seine von den
57 Theilen zugeführten Regenwassers nur einen einzigen und die
6übrigen also können auf Evaporationen und auf alles, was man
7will gerechnet werden.
8Perrault und de la Hire wollten Mariotte durch folgende
9Versuche widerlegen. Sie brachten eine Schüssel in die Erde, und
10liessen von derselben eine Röhre in einen Keller gehen. Bey dem
11ersten Versuche lag die Schüssel 8 Fuß tief unter der Erde, und
1215 Jahre hindurch kam durch die Röhre kein Tropfen Wasser in
13den Keller. Bey einem andern Versuche, wurde die Schüssel nur
148 Zoll tief in die Erde gegraben. Auch diese gab vom 12 Jun. bis
15zum folgenden 29 Feb. kein Wasser, und alsdann nur ein wenig,
16nachdem es ge|regnet hatte, und darauf ein starker Schnee gefal-52
17len war. Bey einem dritten Versuche brachte man die nähmliche
18Schüssel 16 Zoll tief unter die Erde, und hier erhielt man wieder
19gar kein Wasser. – Es wäre lächerlich zu glauben, daß Mariotte
20durch diese miserablen Versuche wäre widerlegt worden. Wenn
21auf einer Stelle kein Wasser in die Erde dringt, so kann es ja auf
22andern gleichsam in kleinen Bächen zusammen kommen. Als im
23J. 1789 das Haus neben dem Buchhändler Ruprecht auf der
24Wehnderstrasse in Göttingen abbrannte und dann lange ein gan-
25zer kleiner Berg von Schutt und Erde vor demselben lag, konnte
26man bemerken, wie dieser Berg ganz compackt wurde und sich
27nach und nach in kleinen Vertiefungen, Bäche und Ströme schuf.
28Auch in dem Thale, in welchem sich von Göttingen bis Hannover,
29die Leine hinwälzt, muß etwas Aehnliches vorge|gangen seyn, und53
30dieselbe hier einmahl übel gewirthschaftet haben. Denn das Thal
31ist nicht umsonst so eben, wie z.B. der Masch, der wie ein grüner
32stiller See ausgebreitet ist. Seit Lichtenberg in Göttingen ist, hat
33sie sich ein einzigesmahl so ergossen, daß die Schildwache am
34Grohnder Thor in Wasser stand. Auch sie hat ihre Arme, kömmt
35von Eichsfeld nimmt die Rume und Inerste auf, vereinigt sich bey
36Bodmer mit der Aller, und nicht weit von Verden mit der Weser.
37Der Kanal, der durch die Stadt fließt, ist schon vor einigen hundert
38Jahren gegraben worden. Ihr altes Bett ist das vor der Stadt beym
39Grohnder Chaussée Haus.
40Auch Sedileau’s Einwendungen gegen Mariottes Berech-
41nungen beweisen nichts, und mit Zuversicht darf man Regen und
42Schnee für die Hauptquelle der Quellen ansehen, so daß alles