I. 4. Von den kleinen Gewässern auf der Erde.
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1Er führt S. 304 ein Beyspiel von einer Quelle auf einem Land-
2gute des Herrn Raen zu Koxhorn bey Wassenaer an, die zwar
3bey tro|ckenem Wetter trocken wird, aber noch ehe wieder zu57
4quillen anfängt, als es regnet; welches ebenfalls durch einen ganz
5andern Niederschlag der aufgestiegenen Dünste, geschehen muß,
6als welcher bey Regen und Schnee statt findet. – Hieher gehört
7auch eine Erfahrung, welche Halley einmahl auf der Insel St.
8Helena machte. Er wurde allmählig bey heller Witterung des
9Nachts so naß, daß er die Gläser seines Fernrohrs von Zeit zu
10Zeit mit Tropfen bedeckt fand, und die Nässe des Papiers ihn hin-
11derte seine Beobachtungen aufzuzeichnen. – Durch einen solchen
12Niederschlag kann denn immer den Bergen Wasser zugeführt
13werden; auch mögen die Wolken, wenn sie an ihnen vorüber
14ziehen, mehr Dünste absetzen, als in der Ebene, welches daraus
15wahrscheinlich wird, weil es auf Bergen öfters stärker regnet, als
16im Thäle. Endlich weiß man, daß der Thau auf hohen Bergen sehr
17stark ist. | Und so mag allerdings, auch auf diese Art den Quellen58
18Wasser zugeführt werden.
19Indessen ihr Hauptreservoir bleibt doch der Regen und der
20Schnee. Delüc in seiner Modification de l’Atmosphere §. 154.
21folg. führt an, daß mittelmäßige und kleine Ströme im Winter
22größer, große Ströme hingegen kleiner werden. Auch dieß spricht
23für jene Behauptung. Auf hohen Gebirgen nähmlich wo große
24Flüsse ihren Ursprung haben, friert es vom Oktober bis März;
25folglich versiegen da ihre Quellen zum Theil. Hingegen auf nie-
26deren Gebirgen und in Thälern wo die kleineren Flüsse entsprin-
27gen, herrscht eine regnerische Witterung während des Oktobers,
28Novembers und Decembers, folglich schwellen da dieselben an.
29Delüc sagt, man dürfe nur auf den Alpen gewesen seyn, um sich
30zu überzeugen; daß die Donau, der Rhein, die Rhone und der | Po59
31ihr Wasser dem Regen und Schnee zu verdanken haben.
32So bleibt es denn dabey, was Haller sang:
33Ströme die aus Wolken fließen
34Und sich in Wolken wieder gießen.
35Gottsched dachte sich hiebey Etagen von Wolken. Aber Haller
36rechnete auf gelehrtere Leser.
37Cartesius meynte, die innere Wärme triebe das Wasser aus
38den unterirdischen Höhlen, in welche es aus dem Meere gelangt,
39in Gestalt von Dämpfen in die Höhe, die dann durch die Kälte
40verdichtet und wieder in Wasser umgebildet werden. Mag immer-